Energieautarkie nur mit Förderung möglich?

Die Stadt Güssing im Südburgenland gilt seit vielen Jahren als international anerkannte Vorzeigeregion in Sachen erneuerbarer Energie. Jetzt scheint der Traum geplatzt: Das zentrale Biomasse-Kraftwerk ist nach dem Wegfall von Förderungen zahlungsunfähig. Damit scheint auch die Idee eines energieautarken Österreich ausgeträumt.

Biomasse

(c) FICHTER, APA

Mittagsjournal, 23.7.2013

Güssing seit 2001 energieautark

100 Prozent Energie aus Österreich, das ist das erklärt Ziel von Umweltminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP). Energie aus erneuerbaren Quellen wie Sonne, Wind und Biomasse sollen Öl und Gas ersetzen, und das bis zum Jahr 2050. Denn es sei machbar, dass gleich viel oder sogar mehr Energie produziert wird, als das Land verbraucht, meint der Umweltminister.

Als Beweis dafür wird immer die Stadt Güssing genannt. Güssing war Vorreiter in Sachen erneuerbarer Energie. Der südburgenländischen Bezirkshauptstadt ist es 2001 als Erste gelungen, den gesamten Bezirk durch einheimische, nachwachsende und damit erneuerbare Energie zu versorgen.

Sechs Millionen Euro Schulden

Das energieautarke Güssing: Die Stadt die keine Energie zukaufen muss und sich selbst versorgen kann, sollte nicht nur Vorbild für ganz Österreich sein. Der kalifornische Ex-Gouverneur Arnold Schwarzenegger rief beim Besuch einer UNO-Energiekonferenz in Wien sogar: "Wir alle sollten so werden wie Güssing!"

Jetzt sieht das anders aus, denn das Biomasse-Kraftwerk von Güssing, die zentrale Anlage der Stadt für deren Traum vom energieautarken Leben, steht seit Ende Juni still. Der Grund sind Schulden in Höhe von fast sechs Millionen Euro, weil das zuständige Finanzamt das Kraftwerk nicht mehr als Forschungsanlage einstuft - damit fällt auch die Forschungsförderung weg.

30 Prozent Strom aus erneuerbarer Energie

Wie es ohne Förderung weitergehen kann, ist offen.
Gefördert wird auch Ökostrom, finanziert über einen Zuschlag auf die Stromrechnung vor allen von Haushalten.

Derzeit deckt Österreich rund 30 Prozent des Energiebedarfs mittels erneuerbarer Energien. Mit welchen Energieträgern und Technologien das Ziel der Energieunabhängigkeit erreicht werden soll, ist ebenso wenig geklärt, wie die Kosten dafür.