Ägypten: wieder Tote bei Zusammenstößen

Bei Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern des gestürzten ägyptischen Präsidenten Mursi sind im Großraum Kairo neun Menschen getötet worden. Mindestens 85 wurden verletzt. Der ägyptische Übergangspräsident Adli Mansour hat unterdessen seine Landsleute neuerlich zur Versöhnung aufgerufen

Unruhen trotz Fernsehappell

Die anhaltende Gewalt lastet schwer auf Adli Mansour, sie erlaubt es der internationalen Gemeinschaft, den Übergangspräsidenten unter Druck zu setzen. Er möge nun endlich den gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi freilassen, verlangt nach den USA und Deutschland nun auch die Europäische Union. Dazu kommt noch die Drohung der Familie Mursis, gerichtlich gegen die Inhaftierung ihres Vaters zu klagen.

Aber Mansour kann oder will nicht nachgeben- stattdessen wendet er sich wieder einmal an die Bevölkerung: in der Geschichte Ägyptens muss ein neues Kapitel aufgeschlagen werden, ohne Groll, ohne Hass, ohne Konfrontation, es ist höchste Zeit, verlangt Adli Mansour in einem Fernsehappell, der offenbar ungehört verhallt. Denn wie vor der Rede kommt es auch danach wieder zu heftigen Unruhen.

Die schwersten Zusammenstöße ereignen sich diesmal vor der Universität Kairo. Hunderte Anhänger und Gegner Mursis liefern einander eine regelrechte Straßenschlacht. Steine fliegen, es fallen Schüsse, Autos werden demoliert und angezündet - an nationale Versöhnung denkt dabei niemand.

Abendjournal, 23.7.2013