Tunesien trauert und streikt

Wieder wird Tunesien durch einen Mord an einem Oppositionsführer erschüttert. Die Staatsführung hat zu einem Tag der Trauer für Mohammed Brahmi aufgerufen, der Gewerkschaftsbund zu einem Generalstreik. Derzeit deutet alles darauf hin, dass Mohammed Brahmi, der Chef der Partei "Bewegung des Volkes", von radikalen Islamisten ermordet wurde, so wie Chokri Belaid, ein anderer Oppositionspolitiker vor einem halben Jahr.

Abendjournal, 26.7.2013

Tod auf offener Straße

Die Paralellen sind verblüffend: Mohammed Brahmi wird mit derselben Waffe ermordet, wie Chokri Belaid, beide müssen auf offener Straße sterben. Beide gehören der Opposition an,- in der Verfassungsgebenden Versammlung zählen sie zu dem nicht religiösen Lager, sie gelten sogar als erbitterte Gegner einer Islamisierung der Tunesiens , daher werden die Täter in beiden Fällen unter radikalen Islamisten vermutet. Innenminister Lotfi Ben Jeddou nennt sogar einen Hauptverdächtigen beim Namen , der radikale Salafist Boubacar Hakim soll der Mörder sein, er wird schon wegen des Schmuggels von Waffen aus Libyen gesucht.

Die Absicht der Behörden ist klar: Sie präsentieren rasch einen Schuldigen und rufen zu nationaler Trauer auf- um Ruhe und Ordnung aufrechterhalten. Denn schon gestern abend sind tausende Menschen im ganzen Land auf die Straße gegangen, um gegen die Ermordung Brahmis zu protestieren. Und die Mehrzahl der Demonstranten hat die regierende islamistische Ennachta Partei für die Ermordung Brahmis verantwortlich gemacht.

Ministerpräsident Rached Ghanouchi von der Ennahda-Partei wird sogar persönlich beschuldigt. Gannouchi weist die Vorwürfe zurück, er findet scharfe Worte der Verurteilung für das Verbrechen, er will, dass der Mord als Angriff auf den demokratischen Übergangsprozess gesehen wird.