Iran-Experte erwartet neuen Stil von Rohani

Details wie ein Regierungsprogramm hat der neue iranische Präsident Rohani noch nicht enthüllt, aber eines scheint sicher zu sein: Der politische Stil im Iran wird unter ihm ganz anders sein als unter seinem Vorgänger Ahmadinedschad, meint Henner Fürtig, Iran-Experte des GIGA-Instituts in Hamburg.

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Mittagsjournal, 2.8.2013

Henner Fürtig, Iran-Experte des GIGA-Instituts in Hamburg, im Gespräch mit Elisabeth Manas

Wirtschaftskrise beenden

Vor allem zwei Punkte sind laut Fürtig in nächster Zeit enorm wichtig: die am Boden liegende iranische Wirtschaft wieder in Gang zu bringen und das Land aus der internationalen Isolation herauszuholen. Das würde Rohani sowohl das Vertrauen der Bevölkerung sichern als auch den Iran wieder weltweit als vertrauenswürdigen Partner kenntlich machen.

Absichtserklärungen einlösen

Rohani hatte im Wahlkampf auch angekündigt, sich für mehr Meinungsfreiheit im Iran stark zu machen. Auch mögliche Hafterleichterungen politischer Gefangener und die Neuaufnahme von deren Prozessen nannte er als Ziel. Ob ihm das möglich sein wird, und ob es ihm gelingen kann, Bewegung in den Atomstreit und die Beziehungen zu den USA zu bringen, werde sich laut dem Iran-Experten zeigen. Als von 18 Millionen Iranern gewählter Präsident sei er zwar eine sehr starke politische Kraft. Er müsse es allerdings schaffen, sich gegen den Obersten Religionsführer Ayatollah Chamenei zu behaupten.

Neuer Stil

Auf jeden Fall sei mit einem neuen Stil unter Rohani zu rechnen. Er sei mit dem Westen bestens vertraut. Als Pragmatiker, nicht als Radikaler sei er bekannt. Das iranische Volk wünsche sich von ihm vor allem eine Verbesserung seiner wirtschaftlichen Lage. Die Iraner "gierten" nach einer Befreiung aus der internationalen Isolation, so Fürtig im Ö1-Interview. Sie hofften außerdem auf eine Atmosphäre von Recht und Ordnung nach der jahrelangen Willkür unter Ex-Präsident Ahmadinedschad.