Bildungspflicht: Opposition dagegen, Regierung dafür

Was die Kinder in neun Jahren nicht lernen, lernen sie auch später nicht, sagt geschlossen die Opposition. Die Schulpflicht für lernschwache Kinder um drei Jahre zu verlängern, lehnen Freiheitliche, Grüne, BZÖ und Team Stronach ab. Postive Stimmen dazu kommen hingegen aus den Regierungsparteien.

Mittagsjournal, 5.8.2013

ÖVP, SPÖ im Prinzip dafür

Bildungspflicht statt Schulpflicht - wer nicht lesen schreiben und rechnen kann, soll also länger die Schulbank drücken - grundsätzlich positiv wird dieser Vorschlag in der ÖVP bewertet. Wissenschaftsminister Karl Heinz Töchterle begrüßt die Orientierung am Erreichen von Lernzielen. Es werde aber darauf ankommen, wann welche Kulturtechniken überprüft werden. Dabei stelle sich aber die Frage, "ob man diese Kulturtechniken nicht schon nach der Volksschule können müsste."

Die Details dazu müssten aber eben erst geklärt werden. Das sieht man auch in der SPÖ so - über eine Verlängerung der Schulpflicht für Lernschwache könne man gerne nach der Wahl sprechen, heißt es aus dem Büro von Unterrichtsministerin Claudia Schmied. Die Ministerin selbst wollte kein Interview dazu geben. Man könne hier auf Bestehendem aber gut aufsetzen, lässt sie über ihren Sprecher ausrichten, der etwa auf die bereits beschlossenen Ausweitung des Polytechnikums von einem auf zwei Jahre verweist.

"Schlechtes Zeugnis für Bildungssystem"

Generelle Ablehnung kommt hingegen von der Opposition. Neun Jahre Schulpflicht müssten reichen, sagt der freiheitliche Bildungssprecher Walter Rosenkranz, "insbesondere wenn ich daran denke, dass es nur um Lesen, Schreiben und Rechnen geht. Das soll man normalerweise ja schon in der Volksschule können. Das ist in Wirklichkeit das schlechteste Zeugnis, das die Experten dem österreichischen Bildungssystem, unterstellen können."

Und auch die Grünen lehnen den Vorschlag zur verlängerten Schulpflicht ab. Bildungssprecher Harald Walser: "Es gibt keinen Grund, warum Schüler, die in neun Jahren Lesen und Schreiben nicht lernen, das dann in denm kommenden drei Jahren lernen sollen. Die ÖVP verhindert seit Jahren wenn nicht Jahrzehnten eine grundlegende Schulreform. Die sollen schauen, dass wir endlich ein Schulsystem haben, wo Kinder das lernen, was wir wollen."


Neun Jahre müssen reichen, findet auch das BZÖ: Bildungssprecherin Ursula Haubner fordert Verbesserungen im bestehenden Schulsystem mit modernen Lernpläne oder der Förderung von Talenten etwa. "Über diese Dinge soll man reden und nicht über eine grundsätzliche Verlängerung der Schulpflicht, sprich der Bildungspflicht."

Verbesserungen im bestehenden System statt einer Verlängerung der Schulpflicht will auch der Bildungssprecher des Team Stronach, Stefan Markowitz. Das wäre nur eine Schönung der Statistik. Auch nach Abschluss der drei zusätzlichen Jahre würden betroffene Schüler und Schülerinnen nicht perfekt lesen und schreiben können.

Ablehnung der Opposition also und vorsichtige Zustimmung der Regierungsparteien.