Bildungspflicht: Experte skeptisch
Skeptisch, was eine Bildungspflicht bis 18 angeht, ist der Migrationsforscher August Gächter vom Zentrum für soziale Innovation. Er hat seine Zweifel, dass das viel bringen würde. Stattdessen sollte man in der Volksschule ansetzen, verlangt er.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 5.8.2013
Für Bildungserfolgspflicht
Dass Jugendliche bis 18 die Schulbank drücken sollen wenn sie nicht ausreichend Lesen, Schreiben und Rechnen können, das hält Migrationsforscher August Gächter für keine gute Idee: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das das anstehende Problem in irgendeiner Weise löst." Stattdessen müsste man sich anschauen, was mit dem Bildungssystem nicht stimmt. Denn so habe er den Eindruck, dass man versuche, sich für die Unzulänglichkeiten des Bildungswesens an den Jugendlichen abzuputzen: "Wenn jemand bis 15 die Minimalerfordernisse nicht erfüllt, die das Bildungswesen den Jugendlichen bis dahin beigebracht haben sollte, dann sollte man sich überlegen, warum nicht."
Ansetzen müsste man stattdessen bei den ersten neun Schulstufen, vor allem in der Volksschule, verlangt Gächter: "Es müsste eine Bildungserfolgspflicht für das Bildungswesen im Pflichtschulbereich eingeführt werden. Es müssten die Schulen und Lehrer dazu befähigt und verpflichtet werden, bestimmte Bildungsziele zu bestimmten Zeitpunkten zu erreichen." Dafür sei Unterstützung von der ersten Schulstufe weg notwendig, es brauche individuelle Hilfe für die einzelnen Schüler, so Gächter.
"Wie Nachsitzen"
Und grundsätzlich: "Es braucht ein grundsätzliches Verständnis, dass alle Schülerinnen und Schüler wert sind, diese Dinge zu lernen." Lehrerinnen und Lehrer würden Kinder einteilen in Kategorien von Kindern, die es am Ende können müssen, und jene, die es nicht können müssen. Außerdem dürfe man sich nicht immer auf die Kinder und deren Eltern ausreden, wenn etwas nicht funktioniert. Eine Bildungspflicht bis 18 - das sei wie Nachsitzen. Damit fehle die Motivation. Mit einer Bildungspflicht sage man nur dem Bildungssystem, dass es eh alles richtig macht. Die Schule reagiere derzeit sehr stark auf die Bildung der Eltern und nicht so sehr auf den Ehrgeiz der Schülerinnen und Schüler, und da müsse man ansetzen, verlangt Gächter.