Rot-Weiß-Rot-Card ist ein Flop

Die Rot-Weiß-Rot-Card, mit der eigentlich Schlüsselarbeitskräfte ins Land geholt werden sollten, muss dringend überarbeitet werden. Das fordern jene Experten, die den Integrationsbericht vorgelegt haben. So sei etwa im vergangenen Jahr nur knapp ein Fünftel der gewünschten Hochqualifizierten ins Land gekommen. Jetzt legt die Wirtschaftskammer nach und formuliert gleich einen Auftrag an die nächste Regierung.

Schranke

(c) Hummel, ORF

Morgenjournal, 8.8.2013

Regina Pöll und Edgar Weinzettl

Leitl: Hürden senken

Für Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl ist es fünf vor zwölf: Die Rot-Weiß-Rot-Card, die Schlüsselarbeitskräfte aus Nicht-EU-Ländern nach Österreich locken soll, muss rasch überarbeitet werden. Immerhin sind mit diesem Modell statt der gewünschten 8.000 Hochqualifizierten pro Jahr im Vorjahr nur 1.500 eingewandert. Und auch heuer sind bis jetzt erst wenige hundert Anträge bei den Behörden eingelangt, heißt es im Integrationsstaatssekretariat.

Das Mindesteinkommen von monatlich 1.900 Euro brutto für Akademiker sei zu hoch angesetzt, zudem sollte auch der Bachelor künftig für eine Zulassung reichen - nicht nur der Master oder Magister, fordert Leitl. Außerdem würden die viel zu langen Zulassungsverfahren bei den Behörden noch immer sehr viele abschrecken, sagt Leitl: "Daher müssen wir auch unsere Bürokratie beschleunigen."

"Stärkung statt Bedrohung"

Leitl will, dass sich die Sozialpartner so schnell wie möglich zusammen setzen und intensiv über eine Reform des Modells verhandeln. Ziel müsse sein, einen fertigen Vorschlag für die nächste Regierung zu haben. Denn die Konkurrenz durch andere Länder sei groß, ob es nun um Mangelberufe wie zum Beispiel Maschinenbauer oder Schlosser geht, oder aber um Forscher für die Universitäten. Leitl: "Ob das Kanada, Australien, die Niederlande oder die Schweiz sind - viele Länder nützen schon den Fachkräftemangel für so eine Zuwanderung, die keine Bedrohung, sondern eine Stärkung des jeweiligen Landes darstellt."

AK bremst: "Gefahr von Lohndumping"

Keine Freude mit den Vorschlägen hat die Arbeiterkammer (AK): Arbeiterkammerpräsident Rudolfs Kaske war aus Termingründen nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Aus der arbeitsmarktpolitischen Abteilung der Arbeiterkammer heißt es aber, dass es bei den mindestens 1.900 Euro brutto für Akademiker bleiben soll. Sonst drohe Lohndumping.

Auch FPÖ, BZÖ und Team Stronach betonen, dass die Einkommensgrenze bleiben soll. Anders sehen das die Grünen: Auch inländische Berufsanfänger kämen oft nicht auf die geforderten 1.900 Euro brutto im Monat. Das von Nicht-EU-Ausländern zu fordern, wäre "weltfremd".

Übersicht

  • Migration