Irak versinkt im Terror

Laut UNO war es mit mehr als 1.000 Toten der tödlichste Juli seit fünf Jahren. Und die Feiern zum Ende des Ramadan haben am Wochenende eine neue Welle der Gewalt gebracht: In Bagdad und weiteren Städten des Iraks sind explodierten 16 Autobomben, mehr als 80 Menschen wurden getötet. Zu den Anschlägen hat sich ein Zweig der Al Kaida bekannt.

Morgenjournal, 13.8.2013

Alltag im Terror

Ein Krater in der Straße, blutige Kleiderfetzen, Schutt und Metalltrümmer. Die Welt schaut seit langem einfach weg. Für die Iraker ist der Terror zum ständigen Begleiter geworden, erzählt Tim Arango, Bürochef der New York Times in Bahdad: "Du stehst auf, frühstückst, dann explodiert eine Autobombe und du isst zu Mittag und machst mit deinem Leben weiter. Es ist bemerkenswert wie schnell sich alles normalisiert. Am Nachmittag nach einem Anschlag hängt der Friseur einen neuen Spiegel auf und die Bäckerei öffnet wieder, jeder ist einfach so an den Terror gewöhnt."

"Die Schiiten sollen sich Tag und Nacht nicht in Sicherheit fühlen", heißt es in einer Erklärung der Al Kaida-Gruppe "Islamischer Staat im Irak". Die Konfliktlinie verläuft längst nicht mehr nur zwischen westlicher und arabischer Welt, sondern mitten durch den Islam - zwischen Schiiten und Sunniten. "Die meisten Anschläge werden Al Kaida im Irak zugeschrieben, die meisten Ziele liegen in schiitischen Gemeinden oder schiitischen Pilgerstätten. Natürlich gibt es viele bewaffnete Gruppen, die etwa für Geld töten, aber der Großteil der spektakulären Attacken kommt von Al Kaida im Irak."

Schiiten gegen Sunniten

In dem Konflikt geht es um Religion und um Macht. Die jahrhundertealte Streitfrage, ob schiitische Imame oder sunnitische Kalifen die rechtmäßigen Nachfolger des Propheten Mohammed sind, spiegelt sich in der Machtverteilung im arabischen Raum wider. Treibende sunnitische Kraft ist Saudi Arabien, wo Schiiten als Ketzer gelten. Gegenpol ist der schiitische Iran, der wiederum offen Bashar el Assad, den schiitischen Diktator Syriens, unterstützt, was sowohl im Irak als auch in Syrien zu einer Zunahme der Gewalt führe, so Tim Arango: "Vieles sind religiöse Auseinandersetzungen, aber es eskaliert im Irak derzeit nicht so wie 2006/2007 wo es einen offenen Glaubenskrieg mit Todesschwadronen und Rachemorden gegeben hat. Und zwar deshalb weil sich die Schiiten bewusst zurückhalten, sie kontrollieren immerhin die Regierung."

Nach dem Abzug der US-Truppen steigt im Irak allerdings auch die Unzufriedenheit mit der Regierung unter dem schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al Maliki. Den irakischen Sicherheitskräften gelingt es alleine einfach nicht, die Gewalt einzudämmen.

Während die USA und Europa das Blutvergießen im Irak kaum noch direkt beeinflussen können, ist Saudi Arabien ganz klar einer der Hauptakteure im sunnitisch schiitischen Glaubenskrieg - und immerhin der engste Verbündete der USA auf der arabischen Halbinsel.