Lehrermangel: Studenten und Pensionisten helfen
Während Regierung und Lehrergewerkschaft immer noch um ein neues Dienstrecht kämpfen, wird der Mangel an Junglehrern offensichtlich: Kurz vor Schulbeginn fehlen mehreren Bundesländern hunderte fertige Lehrer. Statt ihnen kommen Studenten in die Schulen, und auch bereits pensionierte Lehrer werden zurückgerufen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 22.8.2013
Regina Pöll, Edgar Weinzettl
Wien: Heuer geht sich's aus
Die "Frau Professor", die den Unterricht führt, ist vielleicht gar keine: Hunderte Lehrerposten werden heuer wieder mit Studenten besetzt werden - einfach, weil gerade in Fächern wie Chemie und Physik, aber auch Latein oder Sport fertig ausgebildete Lehrer fehlen. Auch pensionierte Lehrer kommen stundenweise zum Einsatz.
Besonders groß war der Bedarf in den Vorjahren in Wien, wo insgesamt 23.000 Lehrerinnen und Lehrer unterrichten, also ein Drittel aller Lehrkräfte in Österreich. 2012 haben in der Wien zu Schulbeginn 370 fertige Lehrer gefehlt. Heuer werde der Bedarf aber deutlich geringer sein, auch wenn es etwa in den Naturwissenschaften wieder eng werden könnte, sagt Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl: "So wie es ausschaut, geht es sich heuer gut aus mit überwiegend fertig Ausgebildeten." Der Stadtschulrat nehme in den letzten zehn Tagen bis zum Schulbeginn noch laufend Lehrer auf. Bewerben sich voll ausgebildete Lehrer, bekämen sie natürlich den Vorzug gegenüber Studenten, sagt Brandsteidl.
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NÖ: Studenten und Überstunden
Für Niederösterreich beklagt Landesschulratspräsident Hermann Helm einen Mangel vor allem in den Schularbeitsfächern. Konkret werde man sich in den AHS in Englisch, Mathematik und teilweise auch in Deutsch mit Lehramtskandidaten behelfen müssen, so Helm. Insgesamt werde er 200 Studenten an die Gymnasien holen, sagt der Landesschulratspräsident. Die meisten stehen kurz vor dem Studienabschluss, sie werden Teilzeit unterrichten. Einen Mangel gebe es auch in der Technik, dort lösen die Schulen - etwa die HTLs - das Problem aber vor allem durch Überstunden für angestammte Lehrer.
OÖ: Pensionisten zurückgeholt
Ähnlich ist das in Oberösterreich, wo aber auch Lehrer aus dem Ruhestand zurückgeholt werden - allerdings nur vereinzelt und für wenige Wochenstunden, wie der Landesschulrat betont. Überhaupt seien es nur wenige Stellen, bei denen die Besetzung noch wackelt - etwa für Naturwissenschaften, Latein oder Englisch.
Regionaler Mangel, bundesweiter Überschuss
Wirklich eng wird es am ehesten in ländlichen Gebieten, in der Steiermark etwa im Enns- oder im Murtal in einzelnen Fächern. In Kärnten gibt es immer wieder an Sonderschulen in Randbezirken Lehrermangel, in Salzburg gilt das für Sonderschulen im Pinzgau oder Pongau.
Österreichweit gibt es laut Unterrichtsministerium an den Bundes- und Landesschulen aber sogar einen Überschuss von insgesamt 4800 Lehrern.