Angst an der türkisch-syrischen Grenze
Besonders gespannt ist die Lage wegen der wahrscheinlich bevorstehenden Militärschläge gegen das Assad-Regime auch an der Grenze zwischen Syrien und der Türkei. Militär ist überall zu sehen und auch viele Flüchtlinge, und Angst in vielen Augen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 31.8.2013
Ein Lokalaugenschein von
"Nur Erdogan will diesen Krieg"
Die Provinz Hatay grenzt an Syrien. Hier sind vor zweieinhalb Jahren die ersten syrischen Flüchtlinge angekommen. Und hier spürt man auch die Besorgnis über die Folgen einer weiteren Eskalation im Nachbarland. Ein junger Zeitungsverkäufer in Anatkaya will gerade über seine Befürchtungen reden, als ein Militärhubschrauber im Tiefflug über der Fußgängerzone zu kreisen beginnt. "Wir alle, jeder hat hier Angst, dass wir noch tiefer hineingezogen werden", sagt dieser junge Mann. Bis vor kurzem hatte er drüben über der Grenze Verwandte. Auch die sind inzwischen geflohen.
Antakya ist eine gemischte Stadt. Viele haben arabische Wurzeln, manche haben Verbindungen zu beiden Seiten des syrischen Bürgerkriegs.
Im Basar von Antakya wird in kleinen Gruppen über die neuesten Nachrichten gesprochen. Eine Wäscheverkäuferin, die gerade die Zeitung durchblättert, meint trotzdem, dass man besser die Männer fragen sollte. "Wir wollen alle keinen Krieg, ist das Einzige", was sie sich entlocken lässt. Der junge Mann im Nachbargeschäft ist etwas gesprächiger: "Der Einzige, der diesen Krieg will, ist Tayyip Erdogan."
Angst vor Gegenschlag
Als vor dem Sommer tausende Istanbuler gegen die türkische Regierung protestierten, gingen auch in Antakya viele auf die Straße. Hier richtete sich der Protest aber gegen die türkische Syrien-Politik, die als einseitig gesehen wird. "Was wir hier fürchten, wenn der Krieg drüben eskaliert, ist, dass auch unser Land gespalten wird. Dass es dann weiter geht zwischen Kurden und Türken, zwischen Sunniten und Aleviten. Dass es auch hier bald zu Massakern kommt.
Unser Volk wird auf jeden Fall der Verlierer sein."
Während wir sprechen, gehen viele Familien in traditioneller muslimischer Kleidung vorbei. Flüchtlinge aus Syrien, die teilweise schon seit zwei Jahren in Antakya heimisch geworden sind. In den letzten Monaten hatten viele Menschen in der Gegend Befürchtungen über eine schleichende Islamisierung durch diese Flüchtlinge. Jetzt kommt eine neue Angst dazu. Ein Luftangriff gegen Assads Armee könnte einen Gegenschlag auslösen. Und der würde sich mit großer Wahrscheinlichkeit gegen die benachbarte Provinz Antakya richten.
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