"Zur Lage der Nation"

"Sauberland" Dänemark

Im Korruptions-Index von Transparency International schneiden die Krisenländer Spanien, Italien und Griechenland am schlechtesten ab, Dänemark zum wiederholten Male am besten. Der Index bildet nicht die tatsächlichen Korruptionsfälle ab, er misst vielmehr die gefühlte Korruption mit Hilfe von Umfragen. Und da vergeben die Dänen seit Jahren die höchste Punktezahl.

Mittagsjournal, 10.9.2013

Wichtige Rolle der Presse

Als "sauber" gilt ein Land, wenn Staatsanwaltschaft und Richterschaft unabhängig von der Politik sind, wenn die Kassen von Parteien und Vereinen gläsern sind, Anfüttern unter Strafe steht, Aufsichtsräte ihren Job auch können, wenn es kurze Verfahrensdauern gibt und so weiter. In Dänemark werden diese Punkte als erfüllt angesehen; zumindest im subjektiven Index von Transparency International, erklärt der Sprecher der Nichtregierungsorganisation, Knut Gottfredsen, afrikanischen Studierenden bei einem Besuch in Kopenhagen: "Wir sind nicht perfekt, aber sehr gut. Einige Reformen haben uns an die Spitze der sauberen Staaten gebracht. Wir vollstrecken unsere Anti-Korruptionsgesetze. Wir wollen einfach nicht, dass Steuergeld gestohlen wird. Und wir haben eine offene Gesellschaft mit einer freien Presse; wenn also jemand korrupt ist, deckt das die Presse auf."

Jahrhunderte langer Kampf

Während die UNO gerade das Zehn-Jahr-Jubiläum der UN-Konvention gegen Korruption feiert, hat Dänemark vor mehr als 160 Jahren mit dem "Saubermachen" begonnen: "Wir waren ein korruptes Land bis ins 19. Jahrhundert. 1850 hatte es König Friedrich VII. Karl Christian dann satt, dass ihn seine Beamten bestehlen. Der König hat Bestechung verboten, hat aber gleichzeitig eine Gehaltsreform eingeleitet. Denn schlechte Bezahlung wird ja oft als Entschuldigung für Korruption genannt. Der Korruption wurde die Grundlage entzogen und die Pressefreiheit wurde eingeführt. Und damals wurde auch die Buchhaltung für den Staatshaushalt eingeführt."

Saubermachen braucht Zeit

"Nein sagen" ist also eine Folge des Kulturwandels in Dänemark: "Typisch für uns ist das Vertrauen. Wir sind nicht naiv und vertrauen blind, aber unser erster Zugang ist Vertrauen." Aber auch wenn Schmieren im Inland schon lange verboten ist, Schmieren im Ausland war selbst dänischen Firmen lange erlaubt. Erst mit dem Zusammenbruch des Ostblocks hat die OECD die steuerliche Absetzbarkeit von Schmiergeld als Betriebsausgabe verboten: "China und Indien haben das Abkommen nicht unterschrieben, aber dänische, russische, US-amerikanische oder deutsche Firmen dürfen im Ausland nicht mehr Schmiergeld zahlen."

Seither sind eine zwanzig Jahre vergangen. "Saubermachen" braucht Zeit, sagt Joe Nellis von der Cranfield School of Management. Der Ökonom beschäftigt sich mit dem Schaden, den korrupte Unternehmen und Politiker anrichten: "Die reichsten Länder werden als 'sauber' empfunden. Das ist kein Zufall. Korruption ist in den ärmsten Länder am stärksten sichtbar. Grund genug, um gemeinsam gegen Korruption anzukämpfen." Neben Gesetzen mit Biss und hohen Strafen setzen Experten nicht nur in Dänemark jetzt verstärkt auf Ethikunterricht. Korruption als Frage der Kultur.