IPCC: Klimawandel macht keine Pause
Vor sechs Jahren war der Klimaschutz am Zenit angelangt. In Oslo hat der UN-Klimarat IPCC samt dem damaligen US-Vizepräsidenten Al Gore den Friedensnobelpreis erhalten. Im Dezember 2009 dann der Tiefpunkt bei der Konferenz in Kopenhagen. Nun versucht das globale Klimagewissen auf die Weltbühne zurückzukehren. Experten aus rund 200 Ländern tragen in Stockholm ihre Erkenntnisse zusammen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 23.9.2013
Klimaschutz als Politikum
Der Basar ist eröffnet. Tausende Papiere mit Zahlen, Daten, Fakten und Hypothesen sollen in den kommenden Tagen auf etwa 30 Seiten reduziert werden. „Zusammenfassung für Entscheidungsfinder“ heißt das Projekt. Es soll als Grundlage für die Politik, nationale Planungen und damit Milliardeninvestitionen dienen. In zahlreichen geheimen Verhandlungen werden politische Delegierte der Vereinten Nationen und Wissenschaftler daher um Formulierungen ringen. Die Positionen scheinen klar verteilt, weil das Thema ein Politikum ist, so der WIFO Klimaexperte und Ökonom Stefan Schleicher: "Die Europäische Union scheint eine immer geringere Rolle zu spielen. Ich gehe davon aus, dass der Bericht des IPCC auch helfen wird, die interne Meinungsbildung in der Europäischen Union wieder zu intensivieren und natürlich zu verbessern".
Kein Zweifel an Klimawandel
Einmal mehr werden, zumindest von außen, die Ratschläge und Bedenken von Lobbygruppen zu vernehmen sein. Es geht um nicht weniger als die Deutungshoheit über den mittlerweile 5. Klimabericht zu gewinnen. Nicht mehr in Frage gestellt sei, sagt Schleicher, dass es den Klimawandel gibt und dieser keine Pause macht. "Der derzeit ablaufende Klimawandel kann durch natürliche Vorgänge einfach nicht mehr erklärt werden. Deswegen der Schluss, es sind die Aktivitäten von Wirtschaft, von Landnutzung, die diesen Klimawandel verursachen". Das zeigen die bisher vorliegenden Entwürfe für den Endbericht. Die Treibhausgasemissionen sind höher, der Meeresspiegel steigt, die Eisflächen schmelzen und die Ozeane versauern. Fragezeichen gibt es hingegen bei der Behauptung, dass die Luft immer wärmer wird und Extremwetterlagen zunehmen. In den vergangenen Jahren sei der Anstieg geringer ausgefallen als in Modellen berechnet. Über das warum streiten sich die Geister. Es brauche mehr Erkenntnisse resümiert Stefan Schleicher und er fürchtet, dass Politiker und nicht Forscher das letzte Wort haben werden und dass der Weltklimarat IPCC eher unter- als übertreiben wird.
Report soll Gebrauchsanleitung sein
"In den vergangenen Berichten sind viele Aussagen etwas vorschnell interpretiert worden. Man braucht zur Interpretation des Klimawandels ein umfangreicheres Vokabular als nur eine Aussage darüber, um wie viel Grad ist ein Temperaturanstieg zu erwarten". Konkret sollen am Ende des Treffens wenigstens mehrere Punkte aufgelistet sein. Der Report soll Auskunft geben, wie sich Temperaturen, Ozeane und Gletscher auf der Welt verändern und wie der Mensch den Klimawandel beeinflusst. Die Regierungen weltweit sollen eine Art Gebrauchsanleitung für die Umwelt- und Energiepolitik in die Hände bekommen. Der Präsident des Uno-Klimarates, der Inder Rajendra Pachauri, versucht Zuversicht zu verbreiten. Vor Beginn des Treffens in Stockholm sagte er, man werde genügend Informationen liefern, die vernünftige Menschen in aller Welt überzeugen würden, dass gegen den Klimawandel gehandelt werden muss. Ob den zähen Verhandlungen um Worte und Ziele verbindliche Taten folgen werden, entscheiden jedoch die Regierungsvertreter. Und die sind primär an einem anhaltend guten Gesprächsklima interessiert.
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