SPD oder Grüne? Merkel hat die Qual der Wahl
Nach der Wahl ist vor der Partnerwahl: Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel steht zwar als strahlende Siegerin der Bundestagswahl da, aber sie braucht zum Regieren einen Koalitionspartner und da kommen nur SPD und Grüne in Frage, die Angela Merkel eigentlich aus dem Amt drängen wollten. Beide haben nur wenig Lust, die Steigbügelhalter für die Rivalin zu geben.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 24.9.2013
"SPD steht nicht Schlange"
Angela Merkel hat den Sozialdemokraten noch gestern erste Sondierungsgespräche angeboten. Deren Parteichef Sigmar Gabriel reagiert zurückhaltend. Er will erst bei einem Parteikonvent am Freitag die Stimmung an der Basis testen. Die SPD ist ein gebranntes Kind. Sie hat schon einmal mit Merkel regiert und danach eine historische Wahlniederlage erlebt.
Entsprechend zurückhaltend reagiert SPD Parteichef Sigmar Gabriel und verweist auf das Schicksal von Merkels jüngstem Koalitionspartner. Die Liberalen sind von der Regierungsbank direkt ins politische Aus geschickt worden. "Die SPD steht jetzt nicht Schlange oder bewirbt sich, nachdem Frau Merkel ihren bisherigen Koalitionspartner ruiniert hat, jetzt als Nächstes die Nachfolge anzutreten."
Merkel erwartet zähe Verhandlungen
Merkel hat während des Wahlkampfes versucht, keine Türen zuzuschlagen und sie stellt sich auf lange Verhandlungen ein. "Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit. Es geht ja nicht nur darum, rechnerische Mehrheiten zusammenzubekommen, sondern es geht darum, dass Koalitionen auch programmatische Vorstellungen haben."
Die Grünen sind nach ihrem schlechten Ergebnis stark mit sich selbst beschäftigt. Der komplette Vorstand der Partei wird zurücktreten und es gibt derzeit niemanden in der Partei, der die Autorität hat, die Grünen in ein ungeliebtes Bündnis mit der CDU zu führen. Auch wenn auf beiden Seiten der eine oder die andere mit schwarz-grün liebäugelt, so überwiegen doch die sehr großen Widerstände auf beiden Seiten. "Selbst mit aller größter Phantasie mag ich mir nicht vorstellen, wie es mit einer CSU eine gemeinsame Ebene geben kann oder mit einer CDU von Frau Merkel", sagt die Grüne noch-Parteichefin Claudia Roth.
Doch irgendwann muss Angela Merkel eine Regierung bilden. Sie will sich keine Option verbauen und achtet ganz sorgfältig darauf, keine falschen Signale auszusenden.