Brustkrebs-Screening soll starten

Bis zuletzt wurde heftig verhandelt zwischen Sozialversicherungen und dem Gesundheitsministerium, jetzt scheint es fix zu sein: Im Oktober soll österreichweit das seit 2011 geplante, großangelegte Brustkrebs-Früherkennungsprogramm, das sogenannte Brustkrebs-Screening starten. Frauen ab dem 45. bis zum 69. werden eingeladen, alle zwei Jahre eine Mammographie durchführen zu lassen. Ein Vorsorgeprogramm, das auch Fragen aufwirft.

Mittagsjournal, 28.9.2013

5.000 Neuerkrankungen pro Jahr

Rund 1,4 Millionen Frauen werden in den kommenden Tagen die Einladung zum Brustkrebs-Screening im Postkasten vorfinden. Soll frau, daran teilnehmen oder nicht? Eine Frage, die jede Frau für sich selbst beantworten muss, sagt Christian Singer, Leiter der Universitätsklinik für Brustgesundheit in Wien: "Einladungen sind Einladungen, aber natürlich sollte es Frauen klar sein, dass sie hier die Möglichkeit haben, eine Krebserkrankung besonders früh zu entdecken und damit die Sterblichkeit an Brustkrebs zu reduzieren. Aber es ist natürlich richtig, dass keine Frau dazu gezwungen werden kann."

1.600 Frauen sterben jährlich in Österreich an Brustkrebs, 5.000 erkranken jährlich neu daran. Das Mammakarzinom ist damit die häufigste Krebsart bei Frauen. Ziel des Screening-Programms ist den Krebs früher zu erkennen. "Das führt in der Regel dazu, dass man diese Krebse viel besser behandeln kann, viel weniger aggressiv behandeln muss, und die Chancen, dass der Krebs sich weiter entwickelt beziehungsweise Metastasen bildet, reduzieren sich damit wahrscheinlich deutlich", sagt Singer.

Viele falsche Befunde

Doch die Früherkennung ist umstritten, da fehlerhaft. Kritiker des Screening-Programms warnen daher lautstark: Gesunde Frauen könnten verunsichert werden. Laut einer britischen Studie liegt die Chance ein sogenanntes falsch-positives Ergebnis zu bekommen bei bis zu 19 Prozent. Christian Singer: "Man muss den Frauen auch ganz klar sagen, dass es zu beunruhigenden Befunden kommen kann, so wie wir das vom Krebsvorsorgeabstrich kennen."

Die Studienlage zum Nutzen der Mammographie ist auch nicht ganz eindeutig. Eine ältere, amerikanische Langzeitstudie verneint ihn, neuere aus Skandinavien und Großbritannien sehen hingegen einen Nutzen. Durch die dort durchgeführten Screening-Programme sei der tödliche Brustkrebs um zwanzig Prozent zurück gegangen.

Keine hohe Strahlenbelastung

So spricht sich die Vielzahl der österreichischen Frauenärzte und -ärztinnen für das Programm aus, trotz des Risikos der Überdiagnose und der nach wie vor vorhandenen, wenn auch geringen, Strahlenbelastung. "Die Strahlenbelastung einer modernen Mammographie-Maschine entspricht in etwa der eines Fluges von Wien nach New York und ich denke, dass keine Frau auf eine Reise nach New York verzichten möchte, um des Krebsrisikos willen."

Die Kosten für das Screening-Programm beziffert das Gesundheitsministerium zurzeit mit 55 Millionen Euro pro Jahr. Durchgeführt wird es bei speziell geschulten Radiologen.