Netanjahu warnt vor Iran
Vorige Woche hat der neue iranische Präsident Hassan Rohani mit einer Art „Charme-Offensive“ in den USA Schlagzeilen gemacht. Nun ist Benjamin Netanjahu in die USA geflogen, um alle davon zu überzeugen, dass das nur Fassade sei und dass man den Druck auf den Iran noch verstärken müsse. Der israelische Premier wird heute in Washington von US-Präsident Barack Obama empfangen werden.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 30.9.2013
Netanjahu will "Partystimmung verderben"
Erstaunt und besorgt haben viele Israelis beobachtet, mit wie viel Optimismus der neue iranische Präsident bei seinem ersten Auftritt im Westen empfangen wurde und wie gut er sich verkauft hat. Es habe bei der UNO in New York eine regelrechte Party-Stimmung um Hassan Rohani gegeben, hieß es in skeptischen israelischen Berichten.
Benjamin Netanjahu sieht es nun als seine Mission an, kaltes Wasser über die Partygäste zu schütten und ihnen den Spaß durch Einwände und Warnungen zu verderben. Allerdings: auch den Israelis ist klar, dass vorläufig niemand große Lust haben wird, ihrem Premier zuzuhören.
"Wahrheit lebenswichtig für Weltfrieden"
Heute wird Netanjahu in Washington mit US-Präsident Barack Obama zusammentreffen, morgen wird Netanjahu in New York vor der UNO-Vollversammlung sprechen. Unmittelbar vor seinem Abflug hatte Netanjahu signalisiert, was seine zentrale Botschaft sein wird: lasst euch von Rohanis freundlichem Gesicht nicht täuschen.
"Angesichts der süßen Lippenbekenntnisse und der Offensive des Lächelns muss man über Fakten reden, die Wahrheit aussprechen. Heute die Wahrheit zu sagen ist lebenswichtig für den Weltfrieden und lebenswichtig für die Sicherheit unseres Landes."
Wenn Rohani einen sanfteren Ton anschlägt, so die offizielle Meinung in Israel, dann sei das bloß eine Taktik, um den Druck der Wirtschaftssanktionen loszuwerden, doch an den wahren Absichten der iranischen Führung habe sich nichts geändert: sie wolle nach wie vor so rasch wie möglich den Punkt erreichen, an dem die Produktion von genügend spaltbarem Material für eine Atombombe nicht mehr verhindert werden kann.
Netanjahu: "Iran bastelt an Zünder für Sprengkörper"
Einer britischen Zeitung zufolge will Netanjahu Obama durch neue Geheimdienstinformationen davon überzeugen, dass er sich nicht auf lange Verhandlungen einlassen und die Sanktionen sogar noch verschärfen solle. Demnach hätte der Iran jetzt schon genügend angereichertes Uran für einen nuklearen Sprengkörper und bastle parallel an einem Zünder dafür. Zudem teste er ballistische Raketen und bereite die Erzeugung von Plutonium vor.
Israel stellt Forderungen
Bisher habe man von den Iranern nur „schöne Worte“ gehört, heißt es in Israel, aber nicht die geringste Bereitschaft zu praktischen Schritten gesehen. Netanjahu nennt dabei vier konkrete Forderungen: der Iran solle die Urananreicherung stoppen, das bereits angereicherte Material herausgeben, die unterirdische Anlage bei Qom stilllegen und auf die Plutoniumproduktion verzichten.
Derart weitreichende Zugeständnisse werden die Iraner sicher nicht machen. Manche Israelis halten es dabei auch für einen taktischen Fehler Netanjahus, dass er sich jetzt so empört gegen die amerikanisch-iranische Detente und damit auch gegen Obama stemmt. Israel dürfe nicht immer automatisch Nein sagen, so die Kritiker, und Israel könne ohnehin nichts ausrichten – denn Obama sei eben entschlossen, Rohani zumindest auf den Prüfstand zu stellen.
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