"Pflichtenheft Bildung"

Österreich gibt mehr Geld für Bildung aus als andere Staaten in Europa, mehr als elf Prozent der Wirtschaftsleistung. Allerdings kommen nur zwei von vier Euro beim Schulkind an, während es in Finnland drei von vier sind. Nicht die einzige Baustelle im Bildungsbereich, die die neue Bundesregierung in den kommenden fünf Jahren lösen muss.

Mittagsjournal, 30.9.2013

Bildungssystem in den Kinderschuhen

In Österreich entscheidet das Elternhaus über den Bildungsstand und damit auch über die Karrierechance eines Kindes. Woanders ist es das Talent. Das bleibt nicht ohne Folgen, warnt OECD-Bildungsdirektorin Barbara Ischinger: "Hochschulabsolventen leisten den wirklich wichtigen Beitrag zur weiten Innovation, zu Forschungsarbeiten. Und Österreich wird da auch eine Notwendigkeit sehen, hier wettbewerbsfähig mit dem Ausland zu werden."

Schulform weniger wichtiger

Während sich SPÖ und ÖVP seit mehr 50 Jahren über die Schulform streiten, meinen Bildungsexperten, es komme weniger auf die Schulform - also Gymnasium oder Gesamtschule an, denn auf die Qualität des Unterrichts. Auf Talentförderung,
Kleingruppenunterricht für die schwachen und die starken Schüler, auf Teamunterricht mit Stützlehrern, Sozialpädagogen und Psychologen, sagt Sonja Dejanovic. Die Grazerin ist Jugendcoach und angehende Lehrerin: "Es fehlt dieser Coachingansatz. Auch beim Lehren. Wir als Jugendcoaches wir begleiten Schülerinnen und Schüler. Es ist so, dass Lehrer viele andere Beschäftigungen haben und das nimmt die Arbeit am Jugendlichen. Die Zeit fehlt dann."

Der Kindergarten wird in Zukunft zur wichtigsten Bildungseinrichtung. Denn mit zwei, drei Jahren können Sprach- und Entwicklungsdefizite noch ausgeglichen werden. Und die sind in Österreich vorhanden. 60 Prozent der Kinder aus Migrantenfamilien und jeder vierte Taferlklassler können nicht Deutsch. Das Bildungssystem steckt also sprichwörtlich in den Kinderschuhen.