Lampedusa: Über 300 Tote befürchtet

In Italien und ganz Europa herrschen am Tag nach der Flüchtlingskatastrophe von Lampedusa Trauer und Entsetzen. Mittlerweile vermuten die italienischen Behörden, dass die Zahl der Todesopfer auf mehr als 300 ansteigen wird. Unterdessen bremst schlechtes Wetter die Suche nach Vermissten.

Grabstätte in Lampedusa

(c) Ferrari, EPA

Abendjournal, 4.10.2013

Zu wenig Särge

Motorboote der italienischen Küstenwache kreuzen noch immer rund um den Unglücksort. Wegen rauer See haben die Taucher an Bord aber ihre Suche nach weiteren Opfern der Katastrophe vorübergehend einstellen müssen. Die Körper von mehr als 100 Ertrunkenen werden noch um und im Wrack des gesunkenen Flüchtlingsbootes vermutet. Die Arbeiten sollen sobald wie möglich wieder aufgenommen werden bekräftigt ADMIRAL FELICIO ANGRISANO: Wir werden den ganzen Tag, die ganze Nacht weitermachen bis wir alle Toten begraben können.

Im Hafen von Lampedusa würde man nichts von der Katastrophe erahnen, blitzblauer Himmel, Sonnenschein - würden nicht aus einer Fähre aus Sizilien 140 Särge entladen. Zu wenige wie man jetzt schon weiß.

Vier der Überlebenden in besonders kritischem Zustand sind nach Palermo ins Krankenhaus geflogen worden. Die anderen befinden sich im Auffanglager von Lampedusa. Derzeit leben dort mehr als 1.000 Bootsflüchtlinge, in einem Lager das lediglich 250 Plätze bietet.

Die Bürgermeisterin von Lampedusa Giusi Nicolini appelliert eindringlich an Europa endlich zu handeln: Das ist die einzige Antwort die wir geben können, denn sonst wird diese Schande andauern

Die Tragödie wirft Licht auf ein Problem das seit Jahren andauert. Die Internationale Organisation für Migration schätzt, dass in den vergangenen zwei Jahrzehnten 25.000 Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken sind. Die Opfer der jetzigen Katastrophe dürften ihren Schleppern meist mit Verbindung zur sizilianischen Mafia mindestens 1.500 Euro für die Überfahrt nach Europa bezahlt haben.