Lampedusa: Über 130 Flüchtlinge ertrunken

Eine große Flüchtlingstragödie hat sich heute nur wenige hundert Meter vor der Küste der italienischen Insel Lampedusa ereignet. Ein Fischkutter mit rund 500 Menschen aus Afrika an Bord geriet in Brand und kenterte - von den Flüchtlingen auf dem Boot konnten nur etwa 150 gerettet werden. Weit mehr als hundert Tote wurden bisher geborgen.

Bergung von toten Flüchtlingen in Lampedusa

(c) Randozza, EPA

Abendjournal, 3.10.2013

Feuer und Panik

Es sind Bilder, die man leider kennt - seit Jahren. Rettungsboote der Küstenwache, erschöpfte Ankömmlinge, Ertrunkene. Doch diesmal übertrifft die Zahl der Toten alles bisherige. "Die Überlebenden erzählen", sagt die Bürgermeisterin von Lampedusa, "dass sie eine Havarie hatten, aber kein Netz war zum Telefonieren. Und so haben sie Feuer gemacht, um gesehen zu werden. Zwei Fischkutter sind angeblich ohne zu helfen vorbeigefahren." Das Feuer, so die Bürgermeisterin, habe wegen eines Tankschadens an Bord einen Brand ausgelöst: "Das Boot ist gekentert, wohl durch die Panik - wenn da wirklich 500 an Bord waren, braucht es wenig, dass das Schiff kippt."

Verzweifelte Retter

Vito Fiorino aus Lampedus war mit seinem Kutter als erster am Unglücksort. Zu siebt haben sie eine Frau und 46 junge Männer aus dem Meer gefischt: "Vor uns waren hunderte, die um Hilfe schrien, wie wahnsinnig mit den Armen ruderten. Sie waren nackt, und verdreckt mit Dieselöl, das ausgeflossen ist, wirklich elend. Wir konnten immer nur denen helfen, die unserem Boot am nächsten waren. Ein paar haben wir wiederbeleben müssen - wenn wir da fünf oder zehn Minuten später gekommen wären, wären auch sie gestorben."

EU soll helfen

Der Kutter kam aus Libyen. Die Flüchtlinge an Bord waren mehrheitlich aus Somalia und Eritrea. Im Verdacht, der Schlepper zu sein, wurde ein Tunesier verhaftet.

Hier in Italien ist das Entsetzen groß. Und die Politik appelliert einmal mehr an Europa, Italien mit dem Problem nicht allein zu lassen.

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