Afrika - Kontinent ohne Perspektiven?

Es ist die wirtschaftliche Perspektivenlosigkeit, die viele arme Menschen in die Flucht treibt. Die Aussichten Afrikas sind tatsächlich alles andere als rosig, sagt Udo Steffens von der Frankfurter School of Finance und Management. Er plädiert dafür, die Entwicklungszusammenarbeit auf neue Beine zu stellen.

Mittagsjournal, 5.10.2013

Mittelschicht fehlt

Es sind die "aktiven Armen", die flüchten - jene, die noch Energie haben, zum Teil geschickt und finanziert von den Familien, um ein besseres Leben für sich und ihre Familien zu erobern, sagt Steffens. Dabei wächst die Wirtschaft in Afrika schneller als die Weltwirtschaft - doch der zusätzliche Wohlstand kommt in breiten Schichten der Bevölkerung nicht an. Die Alternative liege im Aufbau einer mittelständischen und kleinen Unternehmerschicht neben der Großindustrie, sagt Steffens. Solche Kleinbetriebe würden Beschäftigung sowie mehr oder weniger faire Arbeitsbedingungen schaffen. Dafür müsste der Staat aber die Bedingungen schaffen, und die seien oft überhaupt nicht gegeben. Zu verworren, zu unsicher seien in vielen Ländern Afrikas die politischen Verhältnisse, viel zu präsent sei die Korruption, vor allem unter Politikern, so Steffens.

Bildung als Schlüssel

Was muss Europa tun, außer sich Gedanken über undurchlässige Grenzen zu machen? Europa spiele in Afrika eine große Rolle und trage große Verantwortung, sagt Steffens. Aber die EU müsse aktiver werden. China drohe ihr den Rang in Afrika abzulaufen. Europa müsse aufwachen und eine neue Entwicklungszusammenarbeit auf Augenhöhe anstreben. Die "aktiven Armen" müssten ihre Energie nicht in die Flucht stecken, sondern eine Chance bekommen, vor Ort ein menschenwürdiges Leben zu führen.

Was also sind die Perspektiven für Afrika? Investitionen in Bildung, sagt Steffens. Nicht nur in technische und handwerkliche Bildung, sondern auch in Bildung über Management, Wirtschaft und ökonomisches Grundwissen. Dabei gehe es nicht um unmittelbare Armutsbekämpfung, sondern um die Förderung von Menschen, die schon ein Stück weitergekommen seien.

Es gehe darum, eine ethisch verantwortliche Regierungsbeamtenschicht und Unternehmerschicht heranzubilden, die eine Perspektive im verantwortlichen Handeln sieht und damit vor Ort für sich und die Familie ein ausreichendes Einkommen hat und damit auch weniger anfällig für Korruption ist, sagt Steffens. Nur so könne man die afrikanische Probleme einer Lösung zumindest näher bringen.

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