Flüchtlingsrouten durch Afrika ans Mittelmeer

Aus Somalia und Eritrea in Ostafrika stammen die meisten der rund 500 Flüchtlinge, die in dem vor Lampedusa gesunkenen Boot unterwegs nach Europa waren. Getrieben von der Hoffnung auf ein Leben in Sicherheit. Um über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen, sind die Menschen Monate, manchmal sogar Jahre unterwegs.

Morgenjournal, 5.10.2013

Flucht durch Kontinente

Es waren 7.500 Menschen aus Eritrea, die in den vergangenen beiden Monaten auf der italienischen Insel Lampedusa gelandet sind. Aus dem Krisengebeutelten Somalia, kamen dort fast 3.000 an. Welcher Weg bei der Ankunft in Italien bereits hinter ihnen liegt, ist kaum vorstellbar. Monate, manchmal Jahre sind sie durch mehrere Länder unterwegs, sagt Roland Merchal, Somalia-Kenner an der Universität Sciences Po in Paris: "Der direkteste Weg von Somalia und Eritrea geht über den Sudan, durch den Norden des Tschad und weiter nach Libyen oder Marokko und dann mit dem Boot nach Europa. Aber immer mehr nehmen kompliziertere Routen, über den Jemen und dann über die arabische Halbinsel bis nach Europa, zum Beispiel Griechenland. Wer in Europa ist, versucht meist in Lastwagen von Schleppern in andere Länder wie England oder Skandinavien zu gelangen, wo die Flüchtlinge besser aufgenommen werden als im Süden Europas."

Krieg und Armut

In Somalia sind es vor allem die Kämpfe zwischen Regierung und radikal-islamischen Milizen, die die Menschen zur Flucht bewegen, sagt Roland Marchal: "Die Krise in Somalia dauert schon mehr als zwanzig Jahre lang. Zwar gibt es heute eine international anerkannte Regierung, aber die herrscht de facto nur in der Hauptstadt Mogadishu und einigen anderen Städten. Der Rest des Landes wird von bewaffneten Islamisten, oft Rebellen der Al-Shabab kontrolliert." Die Shabab Milizen, die sich zuletzt zu dem Anschlag auf ein Einkaufszentrum im kenianischen Nairobi bekannt haben, verhindern bisher jede Stabilität im Land und machen Somalia deswegen zu einem Sonderfall in Afrika: "Somalia ist nicht wirklich exemplarisch, weil der Krieg, die politische Instabilität und Unsicherheit die Leute zur Flucht bewegen. Die Somalier flüchten nicht aus denselben Gründen wie die Eritreer oder Äthiopier. Dort ist es eher die wirtschaftliche Situation. Denn in Eritrea gibt es zumindest einen Staat, allerdings mit autoritären und totalitären Zügen."

Die EU hatte Mitte September beschlossen, dem Krisenstaat Somalia mit Hilfsgeldern in der Höhe von 650 Millionen Euro zu gesicherten Verhältnissen im Land zu verhelfen. Sollte diese dort ankommen, wo sie gebraucht werden, würde es dennoch Jahrzehnte dauern, bis sich die Länder am Horn von Afrika erholen.

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