155 Lampedusa-Flüchtlinge nach Rom

Wegen stürmischer See rund um Lampedusa mussten die Bergungarbeiten nach der Flüchtlingstragödie gestern eingestellt werden. Auf dem Meeresboden, im Wrack des gesunkenen Unglückschiffs, liegen noch immer mehr als 200 Tote. 111 Todesoopfer sind nach dem Unglück aus dem Wasser geholt worden. Die 155 überlebenden Flüchtlinge sollen in Rom Aufnahme finden. Das hat der römische Bürgermeister bekannt gegeben.

Morgenjournal, 5.10.2013

Reden und Trauer

Seine Entscheidung sei ein erstes Signal der Rebellion gegen Resignation und Gleichgültigkeit, sagt Roms neuer linker Bürgermeister, Ignazio Marino. "Nichts darf mehr sein wie vorher", beschwört am Abend auf Lampedusa die Präsidentin der Abgeordnetenkammer und langjährige UNHCR-Sprecherin, Laura Boldrini: "Denn sonst haben unsere Emotionen, die ganze Berührtheit, die Solidarität keinen Sinn." Das italienische Fernsehen zeigt Taucheraufnahmen des kopfüber in 50 Metern Tiefe liegenden Wracks. Dort haben Taucher gestern an die 70 Leichen gesichtet, in der Mehrzahl Frauen, eine eng neben der anderen.

Zur Stunde beraten die Taucher-Teams, ob das Wetter es heute erlaubt, die Toten am Meeresgrund zu bergen. Im Verlauf des Tages sollen die ersten Särge Lampedusa verlassen. Noch ist allerdings ungeklärt, wie und wo sie beerdigt werden sollen, nach welchem Ritual, denn da sind Christen und Muslime. Am Vormittag planen die Fischer von Lampedusa, mit ihren Booten zum Unglücksort zu fahren und Blumen ins Meer zu werfen - um der Trauer und dem Zorn über das, was passiert ist, Ausdruck zu geben.

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