Belvedere bekommt ein viertes Standbein

Das Winterpalais als Ausstellungsstätte

Ein Dialog zwischen kulturellem Erbe und zeitgenössischer Kunst: Das Winterpalais des Prinzen Eugen von Savoyen wird nach Jahren der profanen und bürokratischen Nutzung mit heurigem Herbst der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Ab 18. Oktober 2013 werden die bedeutendsten Säle des Paradeappartements in der Wiener Himmelpfortgasse zum Ausstellungsort und somit zum vierten Standort des Belvedere. Hier sollen einander barocke Ausstattung, die Sammlungen des Belvedere sowie zeitgenössische Kunst begegnen.

  • Winterpalais - Decke

    (c) Neubauer, APA

  • Winterpalais - Zimmer mit vergoldeten Wänden

    (c) Neubauer, APA

  • Winterpalais - Gemälde an der Wand

    (c) Neubauer, APA

  • Winterpalais - Luster

    (c) Neubauer, APA

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Standesgemäßer Wohnsitz

Gut ein Jahrzehnt nach seinem Eintreffen in Wien verfügte Prinz Eugen von Savoyen über die finanziellen Mittel, einen standesgemäßen Wohnsitz errichten zu lassen. Nach Plänen von Fischer von Erlach ließ er in der Himmelpfortgasse ein Palais bauen, das in zwei weiteren Etappen auf beiden Seiten erweitert wurde. So entstand ein nach außen hin beeindruckendes Gebäude, für dessen Innenausstattung hohe Summen aufgewendet wurden. Nach dem Tod des Besitzers und dem Ankauf des Palais durch Kaiserin Maria Theresia im Jahre 1752 wurde es als Hofkammer und heute als Finanzministerium genutzt.

Nun wird durch Wechselbeziehungen zwischen Stadt- und Gartenpalast, die nach mehr als 260 Jahren wieder zusammengeführt werden, ein weiterer bedeutender Kunststandort in der Wiener Innenstadt etabliert. Nach der ersten Ausstellung, die dem Bauherrn anlässlich der 350. Wiederkehr seines  Geburtstags gewidmet ist, wird vor allem der Dialog zwischen barocker Ausstattung und zeitgenössischer Kunst im Mittelpunkt zukünftiger Schauen stehen.

Neben der Architektur des Stadtpalais sind die einstigen Sammlungen des Prinzen sowie jene des Belvedere dafür wichtige Ausgangspunkte. Für die Eröffnungsausstellung werden insbesondere Prinz Eugens Biografie und die familiäre Herkunft, die Baugeschichte des Palais sowie die militärischen Verdienste des Hausherrn fokussiert. Denn vor allem als Feldherr und Diplomat erlangte er nachhaltigen Ruhm und Reichtum. Daher überrascht es nicht, dass er seine militärischen Erfolge im Stadtpalais durch einen Zyklus von großformatigen Schlachtenbildern von Ignace Jacques Parrocel präsent hielt.

Prinz Eugen, ein barocker Weltbürger

Nachdem Prinz Eugen mit dem städtischen Winterpalais einen ersten standesgemäßen Wohnsitz besaß, trachtete er danach, durch Grundstücksankäufe am Rennweg eine großzügige Gartenanlage mit entsprechend prunkvollen Bauwerken zu errichten. Während das zuerst erbaute Untere Belvedere als Wohnschloss samt Wirtschaftstrakten und Orangerien konzipiert wurde, diente das Obere Belvedere vor allem Repräsentationszwecken und wurde entsprechend reich ausgestattet. Von der ursprünglichen Pracht zeugen heute beispielsweise der Marmorsaal, die Schlosskapelle, der Carlone-Saal sowie die Deckengemälde von Giacomo del Pò.

Aus Anlass der 350. Wiederkehr von Prinz Eugens Geburtstag soll die Aufmerksamkeit auf das Ursprüngliche des Oberen Belvedere gelenkt werden. Gerade durch die allegorischen Darstellungen an den Decken mehrerer Räume hat sich Prinz Eugen bereits zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt. Diese sollen nun um einige Ausstattungsgemälde ergänzt werden, die sich ursprünglich hier befanden und nach langer Abwesenheit nun zurückkehren.

Zeitgenössisches

Das Belvedere heute ist einzigartiges Barockensemble, UNESCO-Weltkulturerbe und weltberühmte Kunstsammlung - mit dem prachtvollen Garten zählt es zu den international schönsten Barockanlagen.

Das Obere Belvedere beherbergt neben der weltgrößten Klimt-Gemäldesammlung unter anderem zahlreiche Meisterwerke von Schiele, Kokoschka, Waldmüller, Renoir, Monet und Van Gogh. Im Unteren Belvedere und in der Orangerie werden nach umfangreichen Adaptierungen seit 2007 laufend Sonderausstellungen gezeigt. Agnes Husslein-Arco, die Direktorin des Belvedere, lädt seit 2007 regelmäßig zeitgenössische Künstler/innen ein, Arbeiten in einen eigenen Kontext zur Geschichte des Hauses zu stellen.

Ab Mitte 2014 will das Belvedere schließlich auch im Winterpalais in der Himmelpfortgasse die renovierten, rund 850 Quadratmeter umfassenden Prunkräume mit zeitgenössischen Werken - beispielsweise von Valie Export, Erwin Wurm oder Heimo Zobernig - bespielen.

Service

Ö1 Club-Mitglieder bekommen in den Museen des Belvedere ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

Belvedere - Winterpalais

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