Leseschwäche: Wirtschaft drängt auf Reformen

Die Wirtschaft fordert Konsequenzen aus dem Ergebnis der jüngsten OECD-Bildungsstudie. Demnach schneidet Österreich im internationalen Vergleich durchschnittlich ab. Besonders beim Lesen gibt es Nachholbedarf. Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer drängen auf eine grundlegende Reform des Bildungssystems.

Mittagsjournal, 9.10.2013

"Firmen sind kein Reparaturbetrieb"

Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer sehen sich in ihren Forderungen einmal mehr bestätigt, denn die PISA-Tests bei Schülern haben aus ihrer Sicht kein besseres Ergebnis bei den Erwachsenen erwarten lassen. Österreich müsse raus aus dem Mittelmaß, sagt Michael Landertshammer, Institutsleiter des WIFI, der Bildungseinrichtung der Wirtschaftskammer. Möglichst früh müsse ein breites Wissen angeboten und vermittelt werden. Das gebe den Menschen die nötige Basis, um ihre Chancen im Berufsleben zu erhöhen. Man könne es sich nicht leisten auch nur ein Kind im System zu verlieren. Und man müsse die Denkweise umstellen auf Positives, was kann ein Kind, wo ist es gut.

Es brauche außerdem besser ausgebildete Lehrer und verpflichtende Bildungsstandards anstelle einer Schulpflicht, so Georg Kapsch, Präsident der Industriellenvereinigung.

Die Unternehmen müssten sich darauf verlassen können, dass der Staat junge Menschen gut genug ausbildet und auch genug für die Integration tut. Nach Aussagen von Georg Kapsch investieren die heimischen Unternehmen pro Jahr etwa eine Milliarde Euro, um grundlegende Bildungsdefizite des Personals zu beheben. Firmen seien aber kein Reparaturbetrieb.

Bildung Vorrang für neue Regierung

Auch müsse das so genannte lebenslange Lernen selbstverständlich sein, verlangt Landertshammer vom WIFI. Die Unternehmen würden Aus- und Weiterbildung in ihren Bereichen praktizieren. Nachholbedarf hätten jedoch die staatlichen Einrichtungen. So etwa seien vier Ministerien zuständig und letztlich keines.

Es brauche einen Konsens über die Parteigrenzen hinweg, um die Probleme wenigstens zu verringern, Chancen im Berufsleben zu erhöhen und um soziale Unterschiede zu verkleinern: eine Unzahl von Studien würden belegen, dass jemand, der einen höheren Bildungsstand hat, gesünder sei, weniger anfällig für Drogen und Kriminalität und ein glücklicheres und erfüllteres Leben führt, als jemand der den Hauptschulabschluss nicht geschafft hat und später keine Chance hat am sozialen System ausreichend teilzunehmen.

WIFI und Industriellenvereinigung hoffen, dass die Politik die Probleme nicht nur vernommen sondern auch verstanden hat. Die künftige Koalition müsse das Thema Bildung zum Thema Nummer eins machen. Die Verbände stellen aber auch klar, dass nicht jeder Missstand auf die Schule abgeschoben werden könne. Auch bei der Bildung gelte für jeden eigenverantwortlich zu handeln.