Post rettet Alitalia

Die italienische Post soll Alitalia vor der neuerlich drohenden Pleite retten - um 75 Millionen Euro kauft sie 15 Prozent der Anteile. Tagelang hat die italienische Regierung hektisch nach einem Käufer gesucht. Direkte staatliche Geldspritzen Institutionen fallen unter das europäische Subventionsverbot. Und so hat am Ende die vom Staat kontrollierte Post-AG Ja sagen müssen. Von Alitalia verlangt die Regierung neue Köpfe an der Spitze und ein neues Konzept.

Mittagsjournal, 11.10.2013

Eine Frage der Ehre

Die Rettung kam in letzter Minute, und als in der Nacht der Name des Retters angekündigt wurde, wollte niemand so recht seinen Ohren trauen. Ausgerechnet die italienische Post, nicht gerade ein Meister der Zuverlässigkeit und Effizienz, soll Alitalia retten. Die Alitalia hat kein Geld mehr, weder für den Sprit, noch für die Bezahlung des Personals. Aber die Rettung der Fluglinie, die stolz die italienischen Nationalfarben in ihrem Logo trägt, ist zu einer Frage der nationalen Ehre geworden.

Sparbücher für Luftlinie

Alle anderen Retter, die die Regierung angesprochen hatte, haben abgewinkt - und auch die Post muss mit einer kritischen Prüfung in Brüssel rechnen. Sie wird als private Aktiengesellschaft geführt, gehört aber dem Staat. Ihr Einstieg ist de facto eine versteckte staatliche Subvention.

Die Post ist eine der wenigen Institutionen, die noch Bargeld hat: Es sind die Spareinlagen der Kunden. Die Postsparbücher sind vor allem bei einkommensschwächeren Italienern beliebt. Davon jetzt 75 Millionen in die marode Luftlinie zu stecken, birgt ein hohes Risiko.

"Fatales Muster"

Die Krise der Alitalia komm nicht unerwartet. Vor fünf Jahren stand sie schon einmal vor dem Konkurs. Damals privatisierte Silvio Berlusconi die Luftlinie. Aus Prestigegründen wollte er sie nicht der Air France verkaufen, die bereits einen Anteil an Alitalia hat. Einheimische private Unternehmer wurden die neuen Eigentümer, die Schulden übernahm der Steuerzahler. Alitalia schrieb weiter rote Zahlen. "Ein fatales Muster", kommentiert der Politiloge Angelo Panebianco, heute Früh im nationalen Fernsehen: "Zuerst wird groß privatiesiert, und dann, wenn die Privaten Konkurs bauen, muss wieder der Staat her, wir alle also. Auf diese Weise werden wir nie unseren Staatshaushalt sanieren."

Konkurrenz durch Bahn

Die Alitalia-Eigentümer hatten auf ihr lukrativstes Geschäft gesetzt: die Verbindung zwischen den Metropolen Rom und Mailand. Man verrechnete Monopolpreise. Seit einiger Zeit aber kann man die 600-Kilometerstrecke im privaten Hochgeschwindigkeitszug in weniger als drei Stunden bewältigen, ab 80 Euro. Alitalias profitabelste Strecke war verloren.

Das Engagement der Post rettet Alitalia vorerst nur vor der Pleite, eine dauerhafte Sanierung ist es nicht. Noch immer scheint die Übernahme durch Air France die beste Lösung. Doch den Preis von 2008 wollen die Franzosen heute nicht mehr zahlen. Und die politische Demütigung, die italienische Nationallinie unter die Fahnen Frankreichs zu stellen, diese Demütigung will auch die jetzige Regierung nach Möglichkeit vermeiden.