Weinbauern contra Finanzpolizei
In Österreichs Weinbaugebieten, wo derzeit Ernte-Hochsaison ist, herrscht Aufregung - und nicht wegen der Sorge um den Jahrgang, sondern wegen der Finanzpolizei. Sie kontrolliert nämlich, wer da aller bei der Lese hilft. Die Weinbauern sprechen von Schikane.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 12.10.2013
Ernteausfälle und Kontrollen
Mit der Weinernte ist der Präsident des österreichischen Weinbauverbands Josef Pleil einigermaßen zufrieden: von der Menge her mittelmäßig, von der Qualität gut. Wenig Frost, kaum Hagelschäden, nur das nasskalte Wetter im Juni hat entlang der Donau die Blüte bei der Paradesorte Grüner Veltliner behindert. Im Kamp- und Kremstal betragen die Ernteausfälle bis zu 30 Prozent.
In anderen Gebieten haben Weingärten unter der Trockenheit im Sommer gelitten. In Summe eine etwas unterdurchschnittliche Erntemenge von 2,4 Millionen Hektoliter. Die Weinpreise sollten trotzdem stabil bleiben, meint Pleil. Zu Preiserhöhungen im Weinregal soll es dadurch nicht kommen, sagt Pleil.
Ganz und gar nicht zufrieden ist Österreichs oberster Weinbauern-vertreter aber mit der Vorgangsweise der Finanzpolizei in den Weingärten. Auf der Suche nach Schwarzarbeitern würden freiwillige Helfer, von der Familie bis zu Pensionisten, kontrolliert.
Josef Pleil sagt, er bekomme deswegen täglich Beschwerden von Winzern vor allem aus den Weinbaugebieten rund um Wien. Ähnliches sei aus dem Burgenland zu hören.
Finanzpolizei weist Vorwürfe zurück
Von einer Aktion scharf könne keine Rede sein, entgegnet Wilfried Lehner, der Leiter der Finanzpolizei. Wie jedes Jahr im Herbst kontrolliere man, ob bei der Weinlese Schwarzarbeiter eingesetzt werden - aber dabei habe man keinesfalls die freiwilligen Helfer im Visier, diese hätten nichts zu befürchten.
Nur gewerbliche Erntehelfer würden angezeigt, wenn sie nicht angemeldet sind. Österreichweite Zahlen hat Lehner nicht - im Burgenland sei etwa jeder dritte kontrollierte Lesehelfer illegal beschäftigt gewesen. Mit diesen schwarzen Schafen sollte sich der Weinbauverband beschäftigen, meint Lehner.