Welternährungstag: Hunger auch in Österreich

Heute, am Welternährungstag wollen die Vereinten Nationen auf die Ungleichheit bei der Verteilung von Essen aufmerksam machen. Weltweit leiden knapp eine Milliarde Menschen an Hunger, vor allem Familien in Afrika und Asien. Aber auch in Österreich, dem zweitreichsten Land der EU, haben Frauen, Männer und Kinder oft nicht genug zu Essen.

Schlafendes Kind

(c) Grubitzsch, DPA

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Mittagsjournal, 16.10.2013

Réka Tercza

Alleinerzieherin, drei Kinder

Der Einkaufswagen ist übervoll. Brot, Käse- und Wurstsorten werden an der Kassa über den Laserscan gezogen. Doch nicht alle von uns können zugreifen, das Geld fehlt. Heidi Rotteneder, Sozialberaterin bei der Volkshilfe Wien kennt die Sorgen der Betroffenen: "Zum Beispiel haben wir jetzt eine Mutter in Beratung, die hat drei Kinder, ist Alleinerzieherin, verdient so wenig, dass sie sich am Ende des Monats überlegen muss, ob sie jetzt noch Kleidung für die Kinder kauft, ob eine Jause drinnen ist, oder ob sie jetzt noch Hygieneartikel einkaufen kann oder ob sie das noch auf das nächste Monat verschieben kann."

Ausgewogene Nahrung nicht leistbar

Ein Problem, das viele Österreicher nicht wahr haben wollen, so die Volkshilfe und so landen jährlich pro Haushalt rund 300 Euro genießbare Lebensmittel im Müll. Für den Bundesgeschäftsführer der Hilfsorganisation Erich Fenninger ist das ein Skandal: "In Österreich haben 602.000 Menschen zusehends Probleme aufgrund dessen, dass sie zu wenig verdienen, um sie gute und ausgewogene Nahrung leisten zu können und davon sind 127.000 Kinder betroffen." Tendenz steigend. Selbst preiswerte Lebensmittel werden in Mengen für die betroffenen Familien durch die Inflation unerschwinglich. So kostet ein Kilo Reis im Schnitt um 10 Cent mehr als letztes Jahr und Erdäpfel bereits um 20 Cent.

Schwerwiegende Folgen der Mangelernährung

Die Folgen der Mangel- bzw. Unterernährung werden dabei unterschätzt, vor allem bei Kindern: von simplen Kopfschmerzen angefangen über Herzmuskelstörungen bis hin zu einem massiven Substanzabbau, so Ernährungsexpertin Christina Lachkovics-Budschedl: "Das wirkt sich sehr stark auf das Immunsystem prinzipiell einmal aus, auf eine erhöhte Infektanfälligkeit. Aber natürlich auch die Knochen, die Nährstoffe brauchen werden nicht gut versorgt. Der Körper muss dann ausgleichen und sogar die Mineralien aus den Knochen herauslösen. Das heißt: Die Osteoporose-Rate könnte steigen, das kommt auch noch dazu, dass dann jüngere Menschen früher an Knochenbrüchigkeit leiden, weil sie einfach permanent mangelversorgt sind."

Psychische Probleme durch Mangelernährung

Doch eine unausgewogene Ernährung schlägt sich nicht nur auf den Körper, sondern auch auf die Psyche nieder. Rudolf Schoberberger, Gesundheitspsychologe an der Medizinischen Universität Wien: "Wenn junge Menschen sich nicht richtig ernähren können, dann kommt es zu Entwicklungsdefiziten und sie werden auch von den Gleichaltrigen dann nicht so ernst genommen. Das führt wieder dazu, dass diese jungen Menschen Scham entwickeln, und diese Scham, die kann sich äußern in einer Aggressivität."

Mehr als eine halbe Millionen Menschen betroffen

Mehr als eine halbe Million Menschen leidet in Österreich an Hunger, so das Resümee der Hilfsorganisationen Volkshilfe und Caritas. So lange die Politik nicht gegensteuert, sind die Betroffenen oft auf Suppenküchen und Lebensmittelspende angewiesen, um ihren Hunger zu stillen.