Studie: Der Teufelskreis für Flüchtlinge

Welche Faktoren fördern oder behindern die Integration von Flüchtlingen in Österreich? Dieser Frage ist die aktuelle Studie des UNO-Flüchtlingshochkommissariats UNHCR nachgegangen. Schlüsselfaktoren sind demnach Beschäftigung, Wohnmöglichkeiten und Bildung.

Mittagsjournal, 16.102013

Überqualifiziert für Jobs

Keine Arbeit, keine Wohnung - keine Wohnung, keine Arbeit: Für viele Betroffene ist das ein Teufelskreis, sagt Studienautorin Haleh Chahrokh vom UNHCR. Hinzu komme, dass viele Flüchtlinge keine Dokumente mehr haben, um ihre Ausbildung nachweisen zu können. Die Folge: Um überhaupt arbeiten zu können, steigen sie unter ihrer eigentlichen Qualifikation in den Arbeitsmarkt ein, sagt Chahrokh. "Auch hier waren die älteren Flüchtlinge unserer Befragung in dem Sinn hilfreich, in dem sie dargelegt haben, dass sie oft das Gefühl haben, eigentlich nicht mehr die Zeit zu haben, in Ausbildung zu investieren, sondern direkt in niedrigqualifizierte Arbeiten einsteigen, um möglich schnell ein Einkommen zu haben und selbständig zu sein."

Verordnete Untätigkeit

Als besonders hart empfinden die meisten, dass sie nichts tun können, während sie darauf warten, ob sie als Flüchtlinge anerkannt werden. "Die lange Zeit der Untätigkeit im Asylsystem, die immer wieder genannt wurde, als eine Zeit der verlorenen Jahre und die auch als Ursache gesehen wurde für spätere Probleme in der Ausbildung und am Arbeitsmarkt - und die begrenzten Netzwerke, die wurden auch sehr oft erwähnt." Etwa wenn es darum gehe, eine Arbeit oder eine Wohnung zu suchen.

Deutschkurs von Anfang an

Maßgeblicher Einflussfaktor in so gut wie allen Integrationsbereichen ist, wie gut jemand Deutsch kann. Doch wer wenig Geld hat und beengt wohnt, hat es hier oft nicht leicht, sagt Studienautorin Chahrokh: "Eine somalische Familie in Wien, die achtköpfig auf 45 m2 in recht desolatem Zustand gewohnt hat, mit vier schulpflichtigen Kindern und einem Erwachsenen, der gerade dabei war, eine Ausbildung zu machen. In dieser Situation stellt die Konzentration auf die Ausbildung eine große Herausforderung dar." Aus der Studie leitet Haleh Chahrokh auch zwei wesentliche Wünsche an eine künftige Regierung ab: Sprachkurse sollten für Flüchtlinge bereits ganz von Anfang möglich sein, und - sie sollten bei der Suche von angemessenem und sicherem Wohnraum stärker unterstützt werden.

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