Städte haben wenig Platz für Fußgänger

Seit Wochen scheint es in Österreichs Hauptstadt Wien kein anderes Thema zu geben als die Begegnungszone beziehungsweise die Fußgängerzone in der Mariahilfer Straße. Vor allem der Konflikt zwischen Radfahrern und Fußgängern erhitzt immer wieder die Gemüter. Dabei ist dieser Konflikt kein Wiener Phänomen. Ausgerechnet bei einer Radenquete in Wien bricht ein deutscher Verkehrsplaner eine Lanze für die Fußgänger.

Mittagsjournal, 19.10.2013

Flächen meist für Fußgänger und Radfahrer

Auf die Fußgänger hat die Verkehrsplanung in den vergangenen Jahre vergessen. Lediglich für die Radfahrer seien neue Radwege gebaut worden, fasst es der deutsche Verkehrsplaner Andreas Schmitz die Situation zusammen. Schmitz entwarf schon in vielen Städten Konzepte für Radfahrer und Fußgänger. "Auf alle Fälle sollten Flächen vorhanden sein, die ausschließlich Fußgängern zur Verfügung stehen, damit ältere Menschen, Kinder sich ohne Angst bewegen können", sagt er.

Diese Flächen gibt es oft nicht. Meist ist ein breiter Gehsteig für Radfahrer und Fußgänger vorgesehen, die Flächen sind gerade einmal durch eine Linie getrennt. Damit sind Konflikte absehbar. Wobei Schmitz schon klar ist, dass der Platz in Städten nicht unbegrenzt zur Verfügung steht: "Es ist eine Frage der Flächenverteilung, die politisch diskutiert werden muss."

Zu Fuß gehen als Lebensstil

In der Vergangenheit seien für Fußgänger oft nur Restflächen übrig geblieben, kritisiert Schmitz, was aber nicht gegen eine Begegnungszone an sich spricht. Es sei notwendig, sich auch an neue gemeinsame Flächen zu gewöhnen, was in Österreich noch dauern werde. In der Schweiz funktioniert die Begegnungszone seit etwa zehn Jahren, auch weil die gegenseitige Rücksichtnahme dort selbstverständlich ist.

In Städten wird ein Drittel der Wege zu Fuß zurück gelegt, in den Innenstäten sogar die Hälfte. Verkehr passiert im Kopf und ist ein Lebensstil. Zu Fuß gehen müsse chic sein, sagt Schmitz: Fußgängerverkehr als wichtigen Bereich der urbanen Mobilität begreifen und das auch entsprechend vermarkten."