Metaller schalten auf hart

Die Zeichen stehen also auf Streik in der Metallbranche. Ungewöhnlich in einem Land wie Österreich, wo die durchschnittliche Streikzeit pro Jahr und Arbeitnehmer üblicherweise in Sekunden gemessen wird.

Abendjournal, 23.10.2013

Eine Analyse von

Zankapfel Flexibilisierung

Kollektivvertragsverhandlungen sind ein Ritual, ein Jahrzehnte altes Ritual. Gut und notwendig, aber eben ein Ritual. Zwei Welten stehen sich bei diesen Verhandlungen gegenüber: da die gestandenen Gewerkschafter, dort die neue Unternehmergeneration. Zwei Welten mit unterschiedlichen Sichtweisen und Erfahrungen.

Es ist offensichtlich, dass diese beiden Welten Probleme haben, zueinander zu finden. Da mag die Chemie eine Rolle spielen, im Wesentlichen geht es aber um die Frage, wie weit soll sich und will sich die Gewerkschaft auf die neue Arbeitswelt einlassen. Eine Arbeitswelt, die nicht in Österreich gemacht wird, die aber mit zunehmenden Druck über unsere Grenzen schwappt.

Was kann man den Beschäftigten zumuten? Was kann man den Betrieben zumuten? Ohne dass eine Seite Schaden nimmt? Das ist eine Gratwanderung - und die wird am Beispiel der Arbeitszeitflexibilisierung zum Prinzip erhoben. Eine Hürde, die die Gewerkschaft seit Jahren nicht überspringen will. Nicht nur zum Schutz der Beschäftigten, da geht es auch um die Frage, wie viel Einfluss gebe ich an die Betriebe ab, wenn dort über die Arbeitszeit entschieden wird. Die Zeichen stehen auf Streik. Gewerkschaft wie Arbeitgeber wollen es jetzt offenbar wissen. Ein gefährliches Spiel mit ungewissem Ausgang, sollten nicht Ordnungsrufe aus den eigenen Reihen noch das Ruder herumreißen.

Streik oder nicht Streik - irgendwann wird es einen Lohnabschluss geben. Und wenn alles vorbei ist und die Blessuren verheilt, sollten beide Seiten an Wolfgang Eder denken, den Chef der Voest Alpine. Er hat angeregt darüber nachzudenken, wie zeitgemäße Kollektivvertragsverhandlungen aussehen sollen. Vielleicht bringt das auch das Ende des Rituals.

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