London will islamisches Finanzzentrum werden

Der Finanzplatz London will mehr islamische Investoren anziehen und neben Dubai eines der großen Zentren der Welt für Koran konforme Geldgeschäfte werden. Nächstes Jahr bringt die britische Regierung islamische Staatsanleihen, sogenannte Sukuk heraus. Es ist im Islam verboten Zinsen zu verrechnen, sie gelten als Wucher, Gewinnbeteiligungen sind aber erlaubt. Der Handel mit Scharia kompatiblen Anleihen gilt als einer der größten Wachstumsmärkte im Finanzsektor und ist umgerechnet mehr als 618 Milliarden Euro wert.

Morgenjournal, 31.10.2013

Zinsnehmen verboten

Als erster nicht-muslimischer Staat gibt Großbritannien nächstes Jahr Koran konforme Staatsanleihen aus, kündigt Premierminister David Cameron beim islamischen Weltwirtschaftsforum in London an. Großbritannien begrüße Investoren aus dem Ausland mit offenen Armen, schätze ihre Freundschaft und diskriminiere niemanden aufgrund seiner Religion, Hautfarbe oder seines Glaubens.

Damit die Londoner City fit ist für islamische Geldgeschäfte, gibt es an der Börse künftig einen eigenen islamischen Index. Den Briten geht es bei ihrem Vorstoß nicht um Religion. Mit dem sonst sehr negativ besetzten Wort Scharia haben sie in diesem Zusammenhang kein Problem. Islamische Geldgeschäfte sind auf strengen ethischen Prinzipien aufgebaut, "Allah hat den Kauf erlaubt, aber Zinsnehmen verboten", heißt es im Koran. Entsprechende Finanzprodukte müssen von einem islamischen Rechtsexperten geprüft werden, risikoreiche Spekulationen sind tabu, sagt Finanzanwalt Hamid Yunis von der internationalen Wirtschaftskanzlei Taylor Wessing.

Käufer sind oft Nicht-Muslime

Nach der Finanzkrise ist die Welt vorsichtig geworden und zum traditionellen Bankgeschäft zurückgekehrt, sagt Yunis. Geldgeschäfte nach islamischem Recht sind daher sehr attraktiv. Der globale Sukuk Markt, also der Handel mit islamischen Staatsanleihen ist viele zehn Milliarden Dollar wert, die meisten Käufer sind Nicht-Muslime wie zum Beispiel große Investmentbanken. In Europa könnten Infrastrukturprojekte und der Immobilienmarkt profitieren sagt Yunis. Viele Länder benötigen Investitionen in diesen Bereichen. Die britische Regierung wird mit diesem Vorstoß die heimische Finanzindustrie weiter stärken, sagt Yunis. Nichts halte andere westliche Länder davon ab, den Wachstumsmarkt islamischer Finanzprodukte für sich zu erschließen.