Kunstfund: Vieles noch ungeklärt
Im Fall des sensationellen Fundes von Kunstwerken, die von den Nazis als „entartet“ bezeichnet wurden, bleiben viele Fragen offen. Morgen will sich die Staatsanwaltschaft in Augsburg zu dem Fall äußern und Details über die gefundenen Werke bekannt geben. Dem Mann, der die Sammlung in einem Zimmer seiner Wohnung in München aufbewahrt hatte, wird vorerst nur ein Steuerdelikt vorgeworfen.
8. April 2017, 21:58
(c) Gerten, DPA
Abendjournal, 4.11.2013
Werke unter schlechten Bedingungen gelagert
Bisher stützen sich die Informationen auf Zeitungsberichte. Sicher scheint nur, dass im Frühjahr 2011 eine große Menge von Gemälden, Grafiken und Drucken in der Wohnung von Cornelius Gurlitt sichergestellt wurden, darunter Werke von Picasso, Matisse, Franz Marc und Paul Klee, Edvard Munch und Max Beckmann.
Die Kunstwerke sollen nach Aussagen einer Kunstexpertin, die bei der Wohnungsdurchsuchung dabei war, aber anonym bleiben will, in einem kleinen Zimmer unter schlechten Bedingungen gelagert gewesen sein. Die Zahl von 1.500 Werken und auch der angebliche Wert von einer Milliarde Euro sind reine Schätzungen.
Weitere Werke in Gurlitts Besitz?
Cornelius Gurlitts Vater Hildebrand war einer der von den Nazis bevollmächtigten, offiziellen Verwerter "Entarteter Kunst", die aus Museen beschlagnahmt und von Sammlern geraubt wurde. Insgesamt sollen um die 20.000 Werke eingelagert und zum Teil verwertet und verkauft worden sein.
Interessant ist, dass Cornelius Gurlitt nach der Beschlagnahme der Sammlung in seiner Wohnung noch ein wertvolles Bild zu einer Auktion gab, Max Beckmanns „Löwenbändiger“. Die Erben nach dem Sammler Alfred Flechtheim erhoben Anspruch auf das Bild, es wurde um 864.000 Euro verkauft. Die Erben und Gurlitt teilten den Erlös unter sich auf. Es ist also möglich, dass Gurlitt noch weitere Werke in seinem Besitz hat. Völlig unklar ist aber, ob er die Bilder behalten darf.