Neue Gewalt in Libyen

Nach einem der schwersten Straßenkämpfe in Tripolis seit dem Sturz des libyschen Machthabers Gaddafi ist die Opferzahl in der Nacht auf Samstag weiter gestiegen. Mindestens 32 Menschen seien getötet und knapp 400 verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium mit. Weitere Tote seien zu befürchten. Eine zunächst friedliche Demonstration gegen bewaffnete Milizen war in Schießereien ausgeartet.

Morgenjournal, 16.11.2013

In Libyen wurden gestern bei Zusammenstößen in der Hauptstadt Tripolis 32 Menschen getötet. Die Rede ist auch von fast 300 Verletzten. Eine anfangs friedliche Demonstration gegen die Präsenz von Milizen in der Stadt schlug in Gewalt um. Zur Demonstration gegen die Milizen wurde bei den Freitagsgebeten aufgerufen - und während die Milizen-feindliche Stadtregierung meint, dass nur unbewaffnete Demonstranten auf die Straße gegangen seien, spricht der libysche Regierungschef Ali Seidan davon, dass es sehr wohl auch bewaffnete Demonstranten gegeben hätte.

Protest gegen Milizen

Lautstark aber friedlich marschieren hunderte Bürger von Tripolis auf den Stützpunkt der besonders berüchtigten Misrata-Miliz zu, sie schwenken weiße Fahnen und die Landesflagge -
sie fordern die Kampfbrigaden auf, sich aus der Hauptstadt zurückzuziehen - ein für allemal. Denn sie fühlen sich bedroht durch die schwer bewaffneten Gruppen, die sich zu einem permanenten Unruhefaktor entwickelt haben.

Dass sich die Milizionäre von Demonstranten nicht einschüchtern lassen, war eigentlich zu erwarten. Immerhin sind sie nach dem Sturz des Gaddafi-Regimes als Helden gefeiert worden, nicht eine Sekunde lang denken sie daran, sich vertreiben zu lassen. Bald fallen Schüsse.

Schüsse in Menschenmenge

Zuerst zielen die Milizen noch in die Luft, dann aber feuern sie direkt in die Menschenmenge, unter anderem mit einem Luftabwehrgeschütz. Die Bewohner ziehen zunächst ab, kehren aber dann zurück-nun sind auch sie bewaffnet, und unter ihnen haben sich längst Angehörige rivalisierender Milizen gemischt, alle zusammen versuchen das Areal zustürmen, in dem sich die Misrata-Milizionäre verschanzt haben.

Es herrscht unbeschreibliches Chaos, die libysche Regierung ruft zum Waffenstillstand auf, aber sie ist schwach und auch das libysche Militär ist nicht stark genug, um sich den schwer bewaffneten Milizen zu stellen. Erst vor einer Woche hatten sich rivalisierende Milizionäre in Tripolis heftige Gefechte geliefert. Und im Oktober wurde sogar Ministerpräsident Ali Seidan vorübergehend von Milizionären entführt.