Libyen: Lage immer instabiler
Nach den blutigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Milizen vor zwei Tagen gerät die Sicherheitslage in Libyen immer mehr außer Kontrolle: Ein Generalstreik hat das öffentliche Leben in der Hauptstadt Tripolis weitgehend lahmgelegt, rivalisierende Milizen lieferten einander neue Kämpfe und der stellvertretende Geheimdienstchef wurde vorübergehend von Unbekannten entführt.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 18.11.2013
Volkszorn über Milizen
In Libyen drohen Chaos und Anarchie. Am Flughafen wird Mustafa Nuh, der stellvertretende Geheimdienstchef von Unbekannten entführt. In den Außenbezirken von Tripolis prallen wieder rivalisierende Milizen aufeinander. Und in der Innenstadt herrscht Aufruhr. Demonstranten fordern: "Seit zwei Jahren verlangen wir die Entwaffnung der Milizen, sie haben zu viel Einfluss, sie müssen verschwinden, die Regierung muss etwas tun. " Der Volkszorn richtet sich auch gegen das Parlament. Aus Protest gegen die Übermacht der Milizen besetzen hunderte Bürger von Tripolis den Saal des Nationalkongresses, eines Übergangsparlaments, das nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi gewählt worden ist. Die Aktion bleibt jedenfalls gewaltlos, die Sicherheitskräfte lassen die Demonstranten gewähren.
Regierung zu schwach
Mäßigungsappelle von Ministerpräsident Ali Seidan zeigen keine Wirkung. Denn jedermann weiß, dass die Regierung schwach und die von ihr mobilisierte Armee nicht stark genug ist, um effektiv gegen die bewaffneten Gruppen vorzugehen. Allerdings ist nun der Stadtrat von Tripolis aktiv geworden. Er steht auf Seiten der Bewohner und hat zu einem dreitägigen Generalstreik aufgerufen, zum Zeichen der Trauer für die 43 Menschen, die am Freitag bei Zusammenstößen mit Milizen ums Leben gekommen sind. Und es ist nicht die Regierung, sondern der Stadtrat, der den Milizen nun das Ultimatum stellt, die Stadt innerhalb von 72 Stunden zu verlassen.