Belgien: Debatte um Sterbehilfe bei Kindern
Belgien diskutiert die Ausweitung der Sterbehilfe auf Minderjährige. Ein Senatsausschuss des Parlaments hat sich gestern mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen. Kinder könnten demnach Sterbehilfe erhalten, sofern sie todkrank sind, und ihre Eltern als auch sie selbst zustimmen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 28.11.2013
"Nicht viele Fälle"
Können Kinder entscheiden, dass sie sterben wollen? Unter bestimmten Voraussetzungen ja, hat gestern ein Ausschuss des belgischen Parlaments entschieden. Dann nämlich, wenn sie unheilbar krank sind und unter großen Schmerzen leiden. Ihre Eltern und sie selbst müssen das Einverständnis geben. Umstände, die nicht auf viele Fälle zutreffen werden, sagt der sozialistische Senator Philippe Mahoux, einer der Initiatoren des Gesetzesentwurfs: "Das ist ein Votum, das einen Ausweg bietet für Kinder und Erwachsene, die in dramatischen, ausweglosen Umständen leben - einen humanen Ausweg."
Mit etwa zehn Fällen im Jahr rechnet man in Belgien, sollte das Gesetz auch im Plenum des Parlaments eine Mehrheit finden, wo wahrscheinlich Anfang nächsten Jahres abgestimmt wird. Im Ausschuss waren nur die Christdemokraten dagegen - mit dem Argument, dass die Frage der Sterbehilfe für Minderjährige in der Praxis unbeherrschbare psychische und familiäre Probleme aufwerfe, sagt der christdemokratische Senator Francis Delperée: "Ein junger Bursche, junges Mädchen von 13 Jahren, der oder die bald sterben wird, wird gefragt: meine Kleine, mein Kleiner, willst du nicht Sterbehilfe? Fragst du deine Eltern, die dir das Leben gegeben haben, ob sie zustimmen, es dir jetzt wieder zu nehmen?"
Umstrittene Schicksale
In Belgien ist Sterbehilfe für Erwachsene seit 2002 erlaubt. Im Vorjahr haben mehr als 1.400 Menschen Sterbehilfe bekommen. Darunter nicht nur Todkranke. Aufsehen erregt haben zuletzt die Falle zweier taubblinder Männer und einer Frau, bei der mehrere Versuche der Geschlechtsumwandlung fehlgeschlagen sind. Wegen unbewältigbarer psychischer Leiden hat auch sie Sterbehilfe bekommen. Diese Fälle sollen bei Minderjährigen ausgeschlossen sein. Der Kinderarzt Gerlant Van Berlaer beschreibt seine Erfahrung: "In der Kinderonkologie und Kinderneurologie gibt es Fälle, wo man alles probiert hat. Wo Schmerzmittel nicht mehr helfen, weil sich der Körper angepasst hat. Das sind keine lebbaren Situationen mehr."