Biden in China: Scharfe Töne aus Peking

US-Vizepräsident Joe Biden setzt heute in Peking seine Asienreise fort. Im Mittelpunkt der Gespräche mit der chinesischen Führung wird der Inselstreit zwischen Japan und China stehen. Biden hat bei Gesprächen in Tokio gestern beide Seiten zur Mäßigung aufgefordert. Peking hat den Ton vor der Ankunft des US-Vizepräsidenten noch einmal verschärft.

Joe Biden steigt aus einem Flugzeug aus

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Morgenjournal, 4.12.2013

Ritt über ein Minenfeld

Sollte Joe Biden in Peking die fehlerhaften und einseitigen Bemerkungen seiner Regierung einfach wiederholen, dann brauche er sich nichts zu erwarten, poltern heute die staatlich gelenkten chinesischen Medien. Und tatsächlich dürfte heute Tacheles geredet werden, wenn Joe Biden heute Chinas Präsidenten Xi Jinping trifft. China wirft den USA vor, sich im Inselstreit zwischen Peking und Tokio klar auf die Seite Japans gestellt zu haben.

Joe Biden wiederholte gestern in Tokio noch einmal die Linie der USA: "Wir sind zutiefst besorgt über den einseitigen Versuch, den Status Quo im ostchinesischen Meer zu ändern“, sagte der Vizepräsident und meinte damit China, das jüngst völlig überraschend eine Luftverteidigungszone ausgerufen hat. Just über die Region der umstrittenen Inseln, die von Japan verwaltet, aber eben auch von China beansprucht werden. Seither werden die Töne immer schärfer. Westliche Diplomaten glauben, dass sich im Streit um die Inseln in Peking mittlerweile klar das Militär gegenüber den vorsichtigeren Diplomaten durchgesetzt hat.

China fordert USA heraus

Die Reise von Joe Biden gleicht dem Ritt über ein Minenfeld. In Tokio musste er einen wichtigen Verbündeten streicheln, in China darf er den mächtigen Konkurrenten nicht vergraulen. Klar ist, dass es bei dem Streit zwischen Japan und China im Kern nicht um eine Gruppe unbewohnter Inseln geht. Sondern darum, dass China erstmals auch die unangefochtene militärische Vormachtstellung der USA im Westpazifik offen herausfordert. (Text: Jörg Winter)