Bibelkommentar zu Genesis 3, 1 - 15. 20 - Der Sündenfall
Es gibt viele Möglichkeiten, Frauen zu erniedrigen, klein zu machen und sie um ihre Würde und Rechte zu bringen. Eine Möglichkeit scheint die Bibel zu bieten: "Die Frau war es."
8. April 2017, 21:58
Eva ist an allem schuld. Das dürfte ein schwer auszumerzender Grundton sein. Die Frau als die große Verführerin, die lange Zeit selbst bei einer Vergewaltigung sogar dafür verantwortlich gemacht worden ist. Das kulturelle und politische Programm war allzu lange: Frauen verantwortlich machen und sie zugleich von den angesehenen Positionen gesellschaftlicher Verantwortung fern halten.
Am heutigen Fest wird der schuldig gewordenen Eva Maria als die neue Eva gegenüber gestellt, die den Auswirkungen der Erbsünde nicht unterworfen ist. Um das besser darstellen zu können, sind nach der Leseordnung der katholischen Kirche jene Verse einfach ausgelassen worden, die die Folgen der Übertretung Adams von der Mühsal des Lebens und Arbeitens schildern. Genau dadurch wird der Eindruck erweckt, Eva trage die Hauptschuld und Adam ist - salopp formuliert - aus dem Schneider. Die Wirkung ist mehr als fatal. Die Frau wird abgewertet. Das sind die Folgen eines - wenn auch von hehren theologischen Interessen geleiteten - Umgangs mit dem Bibeltext. Das Herumschnipseln am Bibeltext, Verse einfach wegzulassen, um den Bibeltext den eigenen Interessen dienstbarer zu machen, hat Folgen, für die die Bibel nicht verantwortlich gemacht werden kann.
Nach der Bibel trägt jedoch der Mann dieselbe Verantwortung wie die Frau, er wird von Gott sogar als erster zur Rede gestellt. Die belasteten, ja gestörten Beziehungen, die hier beschrieben werden, zwischen Mann und Frau, Mensch und Tier, besonders aber zwischen Mensch und Gott, sind Teil unserer Lebenswirklichkeit. Der Mann erklärt sich als nicht verantwortlich und schiebt die Schuld auf seine Frau, ja selbst Gott macht er verantwortlich. Und die Frau schiebt die Schuld auf die Schlange. Wie eine heiße Kartoffel wird die Schuld herum gereicht. Keiner will es gewesen sein, wie das Leben es eben alltäglich so spielt. So betrachtet kennt die Bibel die Menschen recht gut.
Die Erinnerung an die vorigen paradiesischen Zustände gelungener Beziehung könnte helfen, die Herrschaft des Mannes über die Frau als Ausdruck der gestörten Beziehung zu erkennen und letztlich zu beenden. Wie sehr Gott für die Menschen sorgt, dem es auch angesichts ihrer Schuld wichtig ist, dass sie im Leben bestehen können, zeigt der nächste, heute nicht vorgesehene Vers in einem wunderbaren Bild: "Gott, der Herr, machte Adam und seiner Frau Röcke aus Fellen und bekleidete sie damit." Wer je etwas zum Anziehen für andere gemacht oder von anderen Angefertigtes erhalten hat, weiß, wie viel an Sorge und Anteilnahme hier mitgegeben werden. Der Beistand Gottes bei der Entstörung ihrer Beziehung wäre den Menschen jedenfalls sicher.