Kiew: Polizei soll Gewalt vermeiden

In der ukrainischen Hauptstadt Kiew hat die Polizei in der vergangenen Nacht einen Teil des Unabhängigkeitsplatzes besetzt. Dabei sind einige Demonstranten verletzt worden. Am Vormittag gab das Innenministerium in Kiew bekannt, dass die Polizei den Unabhängigkeitsplatz nicht vollständig räumen werde. Dennoch herrscht weiter Hochspannung.

Polizisten in Kiev

(c) Maltsev,EPA

Mittagsjournal, 11.12.2013

"Keine Erstürmung"

Nach internationaler Kritik am Vorrücken ukrainischer Sicherheitskräfte gegen die prowestliche Opposition in Kiew zieht die Führung einige Sonderheiten teilweise wieder zurück. Es werde keine Gewalt gegen friedliche Demonstranten geben, sagte Regierungschef Nikolai Asarow am Mittwoch. Die Polizei habe lediglich Wege von Barrikaden freigeräumt. Innenminister Witali Sachartschenko sagte einer Mitteilung zufolge, dass es keine Erstürmung des Platzes der Unabhängigkeit geben werde. "Ich möchte alle beruhigen - der Maidan wird nicht erstürmt", sagte er. An dem von Regierungsgegnern besetzten Bürgermeisteramt in Kiew stiegen Uniformierte wieder in ihre Busse.

Ukrainische Bereitschaftspolizisten hatten zuvor das von Demonstranten besetzte Rathaus von Kiew gestürmt. Sie seien in das Gebäude eingedrungen, berichteten Teilnehmer der Protestaktion. Vor dem Rathaus setzten Hunderte Sicherheitskräfte Schlagstöcke gegen Protestierende ein, die sich vor dem Gebäude mit Knüppeln und aus dem seit Sonntag besetzten Rathaus heraus mit Feuerlöschspritzen wehrten. Wegen eisiger Temperaturen von etwa minus zehn Grad Celsius gefror das Wasser umgehend. Viele Einsatzkräfte zogen sich in ihre Fahrzeuge zurück.

Spezialeinheiten waren in der Nacht auf den Unabhängigkeitsplatz vorgerückt und hatten Barrikaden geräumt. Auf dem Platz ausharrende Demonstranten wurden mit Schilden abgedrängt. Laut dem Führer der nationalistischen Swoboda-Partei, Oleg Tjagnibok, wurden mehrere Demonstranten verletzt und mindestens elf festgenommen.

EU-Geld trotzdem gefragt

Unterdessen fordert die Ukraine die 20 Milliarden Euro Finanzhilfe von der Europäischen Union für den Abschluss des ausgehandelten Abkommens über engere Zusammenarbeit und freien Handel. "Wir wollen Bedingungen schaffen, um die Verluste für die ukrainische Wirtschaft zu verringern", sagte Ministerpräsident Nikolai Asarow am Mittwoch bei einer Kabinettssitzung. "Wir schlagen vor, diese Frage über die Zuweisung finanzieller Hilfe zu lösen", betonte der Regierungschef der verarmten Ex-Sowjetrepublik örtlichen Medien zufolge. Die Ukraine hatte vor großen Problemen etwa für den wichtigen Agrarsektor gewarnt, falls Unternehmen aus der EU freien Marktzugang erhielten. (Text: APA, Red.)