Kiew: Spannung um Polizeiultimatum

In der Ukraine läuft heute das Ultimatum ab, das die Polizei den Demonstranten gesetzt hat, die seit zweieinhalb Wochen für einen EU-Kurs ihres Landes auf die Straße gehen. Die Demonstranten sollen die besetzten Gebäude wieder räumen, so die Forderung. In den Straßen Kiews haben Spezialeinheiten der Polizei Aufstellung genommen. Aber es gibt auch Zeichen der Entspannung.

Demonstrant vor Polizeiabsperrung in Kiew

(c) APA/EPA/ALEXEY FURMAN

Morgenjournal, 10.12.2013

Erste Zusammenstöße

Spezialeinheiten der Polizei drängen Demonstranten in den frühen Morgenstunden langsam eine Straße hinunter. Es ist ein Schieben und Stoßen, doch die Schlagstöcke kommen nicht zum Einsatz, die Polizei hält sich zurück, zumindest in dieser Straße. Doch an anderen Stellen der Hauptstadt soll es erste Verletzte gegeben haben, angeblich zwei Polizisten und rund zehn Demonstranten. Was genau passiert ist, ist unklar. Ein Internetsender berichtet, Provokateure unter den Demonstranten hätten die Polizisten mit Stöcken attackiert. Noch jedenfalls beschränkt sich die Polizei aber darauf, an einigen Stellen die von den Demonstranten errichteten Barrikaden von den Straßen wegzuräumen. Doch die Demonstranten befürchten, dass das erst der Auftakt ist, dass später dann der Sturm auf die von ihnen besetzten Gebäude wie etwa das Rathaus folgen könnte.

Appelle und Taktik

Immerhin - an die 6.000 Polizisten mit Helmen und Schutzschilden stehen inzwischen im Zentrum Kiews bereit. Vitali Klitschko, einer der Oppositionsführer, hat schon gestern einen eindringlichen Appell an die Behörden gerichtet: "Wendet auf keinen Fall Gewalt gegen friedliche Demonstranten an, das kann fürchterliche Folgen haben, nicht nur dass es Verletzte geben wird, das würde Aufruhr in der gesamten Gesellschaft auslösen", so Klitschko.

Doch was die Staatsführung tatsächlich vorhat, ist schwer zu durchschauen. Die Signale sind widersprüchlich. Präsident Janukowitsch hat sich jedenfalls auch bereit erklärt, sich mit der Opposition an einen Runden Tisch zu setzen. Auch mit der EU-Außenbeauftragten Catherin Ashton, die heute als Vermittlerin nach Kiew kommt, wird der Präsident zusammentreffen.