China: Spekulieren mit Bad Bank

In Hong Kong ist heute einer der spektakulärsten und größten Börsengänge Asiens in diesem Jahr über die Bühne gegangen. Die chinesische Bad Bank Cinda hat Aktien im Wert von 2,5 Milliarden Dollar ausgegeben. Die Bank sitzt auf einem Berg an faulen Krediten, die man versucht gewinnbringend zu verwerten. Das Interesse an den Aktien der Bad Bank ist enorm. Das Geschäft mit faulen Krediten in China boomt, doch ist auch das Risiko hoch. Im Fall von Cinda deutet vieles darauf hin, dass die Bad Bank ohne staatliche Hilfe aus Peking längst pleite wäre.

Mittagsjournal, 12.12.2013

Spekulieren mit faulen Krediten

Ist dies der für Anleger riskanteste Börsengang des Jahres? Darüber gehen die Meinungen auseinander. „Chinas zahlungsunfähige finanzielle Giftmülldeponie steht zum Verkauf“. So betitelte die South China Morning Post, die wichtigste englischsprachige Zeitung in Hong Kong, jüngst den Börsengang. Die Investoren kann dies nicht abschrecken. Ganz im Gegenteil. Sie lieben Aktien der Bad Bank. Hedgefonds aus den USA und auch der norwegische Staatsfonds haben zusammen Aktienpakete im Wert von mehr als eine Milliarde Dollar gekauft. Die für Privatinvestoren reservierten Anteile waren in Hong Kong angeblich 160-fach überzeichnet.

Fest steht: die chinesische Bad Bank Cinda ist ursprünglich rein zu dem Zweck gegründet worden, Chinas mittlerweile international sehr erfolgreiche Großbanken von faulen Krediten zu befreien und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu garantieren. Die Bad Bank übernimmt faule Kredite und treibt sie im Idealfall später mit Gewinn ein. Auch werden mittlerweile auch Firmenanteile oder andere Vermögenswerte von zahlungsunfähigen Schuldnern übernommen, deren genauer Wert sich nicht unabhängig eruieren lässt. Wie das alles genau passiert bleibt im Dunkeln. Angeblich konnten viele Kredite oft nur um ein Fünftel des ursprünglichen Wertes weiter verwertet werden. Auch dürfte der chinesische Staat wiederholt massiv Kapital in die Bad Bank gesteckt haben, um ihre Verbindlichkeiten zu tilgen und das Überleben zu garantieren.

Risiko schwer kalkulierbar

Vier Bad Banks gibt es in China. Cinda ist die erste, die jetzt an die Börse geht. Die Investoren wetten darauf, dass das Geschäft mit Problem-Krediten in China weiter zunehmen wird. Es ist eine Wette, dass sich Chinas Wirtschaftswachstum mittelfristig deutlich verlangsamen wird und immer mehr Unternehmen Schwierigkeiten bekommen. Läuft alles gut können Cinda-Aktien ein gutes Geschäft sein.

Das Risiko ist aber nur schwer kalkulierbar sagt der Ökonom Chen Long im ORF-Interview. Er betreibt einen in China vielbeachten Finanzblog:
„Das Risiko ist klar vorhanden, dass diese Bad Bank nicht wirklich Geld verdient und ihre Aktien zu einem zu hohen Wert gekauft wurden. Jüngst haben Bad Banks viele faule Kredite von lokalen Regierungen gekauft. Das ist politisch gewollt. Doch sind viele dieser Kredite wohl uneinbringlich.“

Könnte die Anhäufung von faulen Krediten Chinas Finanzsektor in die Krise stürzen?

„Schon vor Jahren hat es geheißen, dass wir ein sehr ernstes Problem mit solchen Krediten haben und dass Chinas Wirtschaft kollabieren wird. Das ist nicht geschehen. Wir sehen aber, dass sich die Verschuldung auf allen Ebenen sehr schnell nach oben schraubt. Die gesamte Schuldenlast liegt bei 200% der Wirtschaftsleistung, manche meinen sogar bei 210%. Letztlich ist das egal. Es zählt der Trend und der geht steil nach oben.“

Eines steht jedenfalls fest: man hat in China über Jahre faule Kredite einfach an Bad Banks verschoben. Letztlich hat der Staat damit den Steuerzahler zur Kasse gebeten. Und bewusst die riskante Anhäufung von Schulden in Chinas Finanzsektor verschleiert.