Autor: Entscheidung in der Ukraine

Entscheidende Tage stehen der Ukraine bevor. Davon ist der Schriftsteller Juri Andruchowytsch überzeugt. Er ist Vizepräsident des ukrainischen Schriftstellerverbandes, gilt als eine der wichtigsten intellektuellen Stimmen des Landes und beschreibt zum Beispiel in seinem Roman 12 Ringe mit der fiktiven Figur eines österreichischen Fotografen auf der Suche nach seinen galizischen Wurzeln die chaotische Situation in der Ukraine.

Mittagsjournal, 14.12.2013

Aus Kiew,

Gefahr der Diktatur

Seit Wochen harren Tausende Demonstranten auf dem Kiewer Unabhängigkeitsplatz aus, Tag und Nacht, trotz klirrender Kälte. Sie sind die Fortsetzung der berühmten Orangen Revolution 2004, meint der ukrainische Schriftsteller Juri Andruchowytsch.

Allerdings sei der Protest nach dem Gewalteinsatz der Polizei gegen die Demonstranten nicht mehr nur gegen die Absage des EU-Abkommens gerichtet. Sondern gegen die Gefahr der politischen Diktatur. Denn ein autoritäres Regime wie im mächtigen Nachbarland Russland sei auch in der Ukraine nicht auszuschließen, warnt Juri Andruchowytsch.

Dennoch, so der Schriftsteller, der wachsende Wunsch der Ukrainer, sich Europa anzunähern, könne längerfristig nicht aufgehalten werden. Auch wenn in manchen Teilen des Landes die Menschen mit Russland sympathisierten und auch wenn sich die Ukraine nach 22 Jahren Unabhängigkeit noch immer schwer tue mit einem eigenständigen politischen Weg.

Den oft gehörten Vorwurf, in der Ukraine sei in den letzten Jahrzehnten nichts passiert, will der Schriftsteller Juri Andruchowytsch nicht gelten lassen. Die aktuelle proeuropäische Protestbewegung sei der beste Gegenbeweis.