D: Verteidigungsministerin Van der Leyen
Deutschland bekommt morgen eine neue Regierung. Im Lauf des Wochenendes wurde bekannt, wie sich die große Koalition aus CDU/ CSU und SPD im neuen Kabinett von CDU- Bundeskanzlerin Angela Merkel personell zusammensetzt. Die größte Überraschung bringt die Besetzung des Verteidigungsministeriums, das erstmals von einer Frau geführt wird: Ursula von der Leyen, bisher Sozialministerin, wechselt an die Spitze der deutschen Streitkräfte.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 16.12.2013
Zehn Jahre, vier Ämter
Die Frage musste kommen: Talkmaster Günter Jauch stellte sie der ausgebildeten Ärztin und bisherigen Sozialministerin Deutschlands gleich am Beginn seiner Show: "Verstehen Sie was von Verteidigungspolitik?" - Ihre Antwort: "Ich habe nicht gedient." Ursula von der Leyen ist damit aber nicht in schlechtester Gesellschaft. Auch unter den Männern, die bisher Verteidigungsminister der Bundesrepublik waren, gab es zwei, die keinerlei Militärdienst geleistet hatten. Und eines spricht der neuen Verteidigungsministerin niemand ab: die Fähigkeit, sich schnell in eine neues Themengebiet einzuarbeiten - sie selbst am allerwenigsten: "Ich bin jetzt zehn Jahre Ministerin und das vierte Amt, das ich übernehme."
Ganz schön viel Vorerfahrung für eine Frau , die erst mit 40 Jahren den Weg in die Politik gefunden hat. Sie ist zwar aufgewachsen in der Welt von Diplomatie und Politik, denn ihr Vater, Ernst Albrecht, hatte einen Posten in der damaligen EG- Kommission in Brüssel und wurde später Ministerpräsident von Niedersachsen. Aber sie lebst wurde Medizinerin, verbrachte einige Jahre in den USA, zog nebenbei sieben Kinder groß und tauchte erst spät in die Regierungspolitik ein, zuerst auf regionaler Ebene in Niedersachsen, später als Familienministerin und Sozialministerin in allen bisher von Angela Merkel geführten Regierungen.
Zielstrebig ans Werk
Ursula von der Leyen hat parteiintern Kritiker und Widersacher, denn sie neigt zum Vorpreschen, machte sich für Frauenquoten stark und riskierte damit einmal sogar einen Bruch mit der Parteidisziplin. Das tragen ihr manche nach. Auch ihr Beharren darauf, die Berufstätigkeit von Frauen durch Ausbau öffentlicher Kinderbetreuung breit zu fördern, stieß nicht überall in der CDU auf ungeteilte Begeisterung. Aber sie geht immer mit viel Zielstrebigkeit ans Werk und meint, dass ihr jetzt, auf dem neuen Posten, auch die Erfahrung ihrer früheren Ämter zugutekommen könnte. Die Bundeswehr müsse als Freiwilligenheer ein attraktiver Arbeitgeber sein.
Dass Ursula von der Leyens Ehrgeiz sie nun schon ans Ende ihrer Wünsche gebracht hätte, glaubt niemand. Sie gilt jetzt mehr denn je als mögliche politische Erbin von Bundeskanzlerin Angel Merkel für die Zeit nach der nächsten Wahl im Jahr 2017. Allerdings hat sie jetzt mit dem Vereidigungsministerium ein Amt inne, in dem immer wieder Skandale, Affären oder tödliche Fehlleistungen zutage treten können. Ursula von der Leyen könnte sich dort als Krisenmanagerin glänzend bewähren - oder sie könnte unverhofft dort landen, wo so mancher ihrer Vorgänger in diesem Amt verharrt: im politischen Aus.