Leben mit der Diagnose "Brustkrebs - unheilbar"

Am zweiten Jänner soll nach langen, zähen Verhandlungen das österreichische Brustkrebs-Screening-Programm starten. Frauen im Alter von 45 bis 69 Jahren werden alle zwei Jahre per Brief zur Mammographie-Untersuchung eingeladen. Denn wird Brustkrebs im Frühstadium erkannt, kann er meist geheilt werden. Trotz dieser Tatsache ist die Realität von rund 1.500 Frauen in Österreich eine andere: Sie haben eine Brustkrebsart, die nicht mehr heilbar ist.

Mittagsjournal, 27.12.2013

Bewusstsein, "dass es irgendwann zu Ende ist"

Seit einem Jahr lebt die 50-jährige Susanne mit der Diagnose Brustkrebs - unheilbar. Wie lange sie leben wird, weiß sie nicht. Das können Wochen, das können Jahre sein. Nur eines weiß sie: Der Krebs wird ihr Leben fordern.

"Wir können gar nicht sicher sein, dass ich länger leben werde als Sie", sagt der Brustkrebs-Experte Michael Gnant von der MedUni Wien manchmal zu Patientinnen. Der einzige Unterschied sei, dass es einem bewusst gemacht werde, dass es irgendwann zu Ende sei. "Das stimmt für uns alle. Nur ohne eine solche Diagnose denken wir üblicherweise nicht daran."

"Erkrankung, die jeden treffen kann"

Das Schlimmste, sagt Susanne, ist das Verhalten der Umwelt, der Gesunden. Jeder habe gute Ratschläge parat. Es werde ihr von vielen suggeriert, dass sie an der Krankheit selbst Schuld sei, dass sie zu wenig auf sich geschaut habe, zu selten zur Kontrolle gegangen sei. Für die Psychoonkologin Tilli Egger, eine Expertin in seelischer Betreuung krebskranker Frauen, ist das ein gesellschaftliches Phänomen, das sie oft beobachtet.

Egger hilft Betroffenen, sich vor diesen sogenannten "liebevollen" Angriffen zu schützen: "Denn die kränken. Denn sie signalisieren: Krebserkrankung ist eine Schuldkrankheit und somit auch eine Schamkrankheit." Ihr sei wichtig, das wegzukriegen. Es sei eine Erkrankung, die jede treffen kann.

"Nütze jeden Tag"

Das hat Susanne durch die psychoonkologische Betreuung mittlerweile angenommen. Ihren Job hat sie wegen der regelmäßigen Chemotherapie aufgeben müssen. Seit Juni ist sie in Pension. Unterstützung hat sie von ihrer Familie und der Medizin.

Zurzeit nützt Susanne jeden Tag. "Ich schließe Dinge für mich persönlich ab. Ich mache Dinge, die ich schon immer machen wollte, ich gehe auf Reisen. Ich habe meine Patientenverfügung nach der Diagnose erneuern lassen, weil ich in Würde sterben möchte."