Keine Krisenplätze für Mütter mit Babies

In mehreren österreichischen Bundesländern herrscht ein Mangel an Krisenpflegeeltern und an Plätzen in Mutter-Kind-Einrichtungen für Familien mit Problemen. In Salzburg hat das beispielsweise dazu geführt, dass die Jugendwohlfahrt einen Säugling ohne seine Mutter und ohne fixe Bezugsperson in einem Mutter-Kind-Heim untergebracht hat. Kinder- und Jugendanwältinnen fordern nun zusätzliche Mutter-Kind-Plätze.

Morgenjournal, 4.1.2014

Baby ohne Mutter in Heim

Der Anlassfall ist höchst umstritten: Das Jugendamt Salzburg-Umgebung hat einen mittlerweile ein Jahr alten Buben gleich nach der Geburt der Mutter weggenommen und in einem Mutter-Kind-Heim untergebracht - ohne Mutter. Für sie und ihre beiden anderen Söhne war kein Platz. Der zentrale Vorwurf gegen die Mutter hat gelautet, sie sei zu unordentlich, leide am Messi-Syndrom.

Die Salzburger Kinderanwältin Andrea Holz-Dahrenstädt darf wegen einer Schweige-Vorgabe von Gerichtsseite den konkreten Fall zwar nicht kommentieren. Aber generell hält sie eine derartige Vorgangsweise für eine Gefahr für die seelische und körperliche Gesundheit von Kindern. Im Heim gebe es keine fixe Bezugsperson, keine Bindung führe damit zu Ängsten und Entwicklungsverzögerungen.

Im konkreten Fall durfte die dreifache Mutter ihr Neugeborenes zunächst eineinhalb Stunden am Tag, später nur wöchentlich sehen. Kinderanwältin Holz-Dahrenstädt sagt, es sollte immer versucht werden, dass ein Säugling bei der Mutter bleiben kann - gegebenenfalls mit Unterstützung vom Jugendamt - und wenn das gar nicht geht sollten Krisenpflegeltern einspringen.

Mangel an Krisenpflegeeltern

Hannes Herbst, Leiter der Jugendwohlfahrt in der BH Salzburg-Umgebung verteidigt zwar die Vorgangsweise im konkreten Fall, bestätigt zugleich aber, es gebe zwar Krisenpflegemütter, aber zu wenige.

Ähnlich ist die Situation in der Steiermark, meint Kinderanwältin Brigitte Pörsch: lange Wartezeiten für eine Mutter-Kind-Unterbringung und zu wenig Krisenpflegeeltern.

Auch aus Tirol ist zu hören, die Mutter-Kind-Einrichtung sei zuletzt voll ausgelastet gewesen. Im Burgenland fehlt ein flächendeckendes Krisenelternsystem. Die Salzburger Kinderanwaltschaft hat mittlerweile 40 Institutionen befragt, die alle der Meinung seien, es brauche mehr und bessere Familien-Plätze der Jugendwohlfahrt - für Mütter aber auch Väter und Geschwisterkinder - und verbunden mit Therapieangebot. Als Vorbild gilt eine SOS-Kinderdorf-Einrichtung in Moosburg in Kärnten.