Cameron forciert Fracking
Die britische Regierung von Premierminister David Cameron will die höchst umstrittene Förderung von Schiefergas mittels Fracking vorantreiben. Cameron will die skeptischen Gemeinden mit finanziellen Anreizen überzeugen, Probebohrungen zu erlauben. Umweltschützer sprechen von Bestechung.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 14.1.2014
Proteste, Hoffnung, Zweifel
In Manchester blockieren Umweltaktivisten einen Tanker der Energiefirma Total, sie protestieren gegen die geplanten Probebohrungen nach Schiefergas. Die Risiken für Menschen und Umwelt seien zu groß, sagen sie. Die beim Fracking eingesetzten Chemikalien würden teilweise als gesundheitsschädlich, krebserregend und erbgutschädigend eingestuft. Die Gegner glauben nicht, dass die betroffenen Regionen profitieren würden. Nach Schätzungen gibt es in Nordengland ein Schiefergas Volumen von rund 40 Billionen Kubikmeter. Der französische Energieriese Total hat sich von diesen Zahlen beeindrucken lassen und steigt ins Fracking Geschäft auf der Insel ein. Das Unternehmen hat einen Anteil von 40 Prozent an zwei Förderlizenzen für Schiefergas erworben.
Für Premierminister David Cameron überwiegen die Vorteile: Die Schiefergas Produktion bringe Milliarden Investitionen und schaffe zehntausende Arbeitsplätze. Die britische Regierung eifert den Amerikanern nach. Fracking hat die USA in den vergangenen Jahren zu einem Billig-Energieland gemacht, das Investoren aus aller Welt magnetisch anzieht. Man wolle auch von dieser Technologie profitieren sagt der Premierminister.
Aber selbst Fracking-Experten sind mit einer Prognose vorsichtig. John Browne, der Vorsitzende des Gasförderungsunternehmens Cuadrilla, glaubt nicht, dass die Gaspreise in Großbritannien ähnlich stark sinken könnten wie in den USA. Dazu müsste eine enorme Menge an Schiefergas gewonnen werden und auf dem Markt ein Überschuss vorhanden sein.
"Bestechung" der Gemeinden?
Die britische Regierung bleibt aber bei ihrem Plan. Sie will mehr als die Hälfte des Königreichs für Schiefergas Erkundungsbohrungen freigeben. Die Gemeinden will man mit finanziellen Anreizen überzeugen. Sie sollen 100 Prozent der Unternehmenssteuern erhalten, die die Förderfirmen zahlen, das könnten insgesamt mehr als zwei Milliarden Euro jährlich sein. Zusätzlich verspricht die britische Regierung 120.000 Euro für jede Bohrstätte und ein Prozent der Einnahmen, wenn die Produktion anläuft. Ein verlockendes Angebot für die vielen vom Sparkurs geplagten Kommunen in Nordengland. Niall Sookoo von Greenpeace spricht von Bestechung der Gemeinden, man verlange von ihnen ohne Konsultationen Fracking zuzulassen. Merrick Cockell, der Vorsitzende der Local Government Association, einem Verband der Kommunen, sagt, der Finanzminister gewähre Fracking-Unternehmen große Steuervergünstigungen. Die Kommunen müssten einen fairen Anteil erhalten.
In den nächsten Jahren sollen zwischen 20 und 40 Bohrstätten in Großbritannien entstehen. Bleibt abzuwarten ob die Gemeinden die ihre Zweifel angesichts leerer Kassen bei Seite schieben und Fracking zulassen.