Separatistisches Europa: Schottland

Schottland steht ein historisches Jahr bevor. Am 18. September dürfen die Schotten abstimmen: Wollen sie eine Abspaltung von Großbritannien oder nicht? Befürworter und Gegner der Unabhängigkeit rüsten sich im neuen Jahr für einen intensiven Wahlkampf vor dieser historischen Volksabstimmung. Die Gegner der Unabhängigkeit haben in den Umfragen konstant die Nase vorn, die Nationalisten sind aber überzeugt mit ihren Argumenten die noch unentschlossenen Schotten – immerhin ein Drittel – auf ihre Seite zu ziehen und damit die Loslösung von England zu erreichen.

Mittagsjournal, 16.1.2014

Aus Schottland,

Zeichen auf Nein

Schottland steht still – zumindest in den Umfragen – wenn es um die Frage geht, will man unabhängig sein oder nicht? Knapp mehr als die Hälfte bevorzugt die Union mit England aufrechtzuerhalten, 35% liebäugeln mit der Unabhängigkeit und der Rest ist weiter unentschlossen. Diese Werte sind seit 2-3 Jahren unverändert, sagt Joe Twyman vom Meinungsforschungsinstitut You Gov. Historisch gesehen habe die regierende Schottische Nationalpartei schlechte Chancen, zu gewinnen, sagt der Meinungsforscher, noch nie sei ein Abspaltungsreferendum in einer modernen entwickelten Demokratie durchgegangen. Die Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre sei irrelevant für das Ergebnis, es sei nur eine kleine Gruppe, die ohnehin oft gar nicht wählen gehe, so Twyman.

Die Mehrheit der befragten Schotten befürchte höhere Steuern im Falle der Unabhängigkeit, sie gingen davon aus, dass sie finanziell schlechter abschneiden würden.

Viele Fragen offen

Wirtschaftliche Argumente werden dieses Referendum entscheiden, stimmt Nicola Sturgeon, Vize-Ministerpräsidentin Schottlands und Leiterin der Ja Kampagne zu. Genau hier werde man ansetzen. Die in den Umfragen sehr skeptischen Schottinnen versuchen die Nationalisten mit Gratis-Kinderbetreuungsplätzen in einem unabhängigen Schottischen Staat zu überzeugen. Der Abstand in den Umfragen sei, groß, Frauen bräuchten vermutlich länger, sich zu entscheiden, sagt die schottische Vize-Ministerpräsidentin.

Auch wenn die Better Together Kampagne, der Unabhängigkeitsgegner in den Umfragen konstant mit großem Abstand führt, sieht Alistair Darling keinen Grund, selbstgefällig zu werden. Eine niedrige Wahlbeteiligung wäre problematisch, sagt der Leiter der Kampagne. Es sei wichtig die Unentschlossenen zu überzeugen und sicher zu stellen, dass die Unterstützer seiner Kampagne ihre Stimme abgeben.

Natürlich könnte Schottland als unabhängiges Land überleben, aber das sei nicht im besten Interesse der Schotten, sagt Alistair Darling. Die Nationalisten könnten nicht garantieren, welche Währung das Land habe, ob es EU Mitglied werden könne, ob man besser oder schlecht dran sei.

Das Lager der Gegner habe keine Antworten auf schottische Zukunftsfragen, wenn das Land bei Großbritannien bleibe, hält Nicola Sturgeon dagegen. Gäbe es dann noch mehr Eigenständigkeit, was würde mit dem Budget passieren, wie würde man Kinderarmut bekämpfen.

1314 haben die Schotten gegen die Engländer in der Schlacht von Bannockburn einen historischen Sieg errungen. Man werde jetzt 700 Jahre später an der Urne diesen Triumph wiederholen, ist Nicola Sturgeon überzeugt.