AKH: Ärzteprotest gegen Kürzungen

Die Ärzte des Allgemeinen Krankenhauses in Wien (AKH) werden am Dienstag eine Betriebsversammlung auf offener Straße abhalten und ihren Protest gegen die Personalreduzierung öffentlich machen. Der Rektor der Medizinischen Universität in Wien, Wolfgang Schütz, wird aufgefordert, mehr Ärzte ins AKH zu holen.

Mittagsjournal, 18.1.2014

Protest gegen Kürzungen

Jetzt reicht's uns mit der personellen Ausdünnung, sagen die AKH-Ärzte und gehen auf die Straße. Nachtschichten gestrichen, Tagdienste zur wissenschaftlichen Forschung umgeschichtet, das könne auf Dauer nicht gut gehen. Elf Mediziner weniger als bisher in der Nacht - klingt wenig, addiert sich aber zu jenen 173 am Tag, die nach Angabe der Belegschaftsvertretung schon seit einigen Monaten fehlen. Das sind jene 173, die nach Dienst rund um die Uhr nicht mehr behandeln, sondern nur mehr forschen dürfen, um bei allfälliger Übermüdung keine Patienten zu gefährden.

MedUni-Wien Rektor Wolfgang Schütz, quasi der Arbeitgebervertreter, versteht die Aufregung der Belegschaft nicht: Die neue Betriebsvereinbarung hat den Wunsche der Ärzte, nämlich nur 25 durchzuarbeiten, entsprochen und eine derartige Maßnahme mit Umstrukturierungsmaßnahmen verbunden. Und diese Verschiebung von Journaldiensten auf zusätzliche Arztstellen ist eine dieser Umstrukturierungsmaßnahmen, und darauf war der Betriebsrat letztlich in den Gesprächen vorbereitet, dass die kommen werden."

Martin Andreas, angehender Herzchirurg und stellvertretender Betriebsratschef fürs wissenschaftlich Personal am AKH widerspricht: "Es gibt einen Passus, dass das bei Bedarf ausgeglichen werden soll. Aber es steht nichts von Dienstschienenreduktion, sondern von Personalaufstockungen in der Betriebsvereinbarung."

Zu Lasten der Patienten?

Die Forderung der Ärzte an ihren Rektor: Es soll die Schichtstreichungen sofort zurücknehmen, für mehr Personal sorgen und die Ärzte von Verwaltungs- und Pflegetätigkeiten entlasten. Das AKH breche zwar noch nicht zusammen, sagt der Betriebsrat - aber es zwicke an allen Ecken und Enden. Ein Beispiel: Ein Patient klagt nächtens über extrem starke Schmerzen und der Arzt auf der Station - Experte für Gynäkologie, Orthopädie oder was auch immer, ist mit seinem Schmerzmittel-Latein am Ende. Doch der bisher diensthabende Schmerztherapeut in der Nacht, den man bisher rufen konnte, ist abgeschafft. Ärztevertreter Martin Andreas äußert die Sorge, dass Schmerzpatienten nicht mehr rechtzeitig oder sofort versorgt werden können

Rektor Wolfgang Schütz sagt dazu, nur einer der bisher zwei Schmerztherapeuten sei abgeschafft, und als Arzt mit einem Sonderfall bei Schmerzbekämpfung wende man sich dann eben an einen der 29 nachtdiensthabenden Anästhesisten im Haus. "Dass dieser eine Dienst gestrichen ist, heißt nicht, dass keine spezielle Schmerztherapie in der Dienstzeit mehr möglich ist."

Meinung gegen Meinung also an der MedUni vulgo AKH Wien. "Wir sparen intelligent", sagt der Arbeitgeber. "Hier wird auf Kapazitäten zum Erhalt von Spitzenmedizin verzichtet", sagen die Arbeitnehmer. Der Konflikt schwelt: Am Dienstag protestiert der Betriebsrat, mit Unterstützung der Wiener Ärztekammer.