Ansturm auf die Schuldnerberatungen

Die Schuldnerberatungen in ganz Österreich haben seit Jahresanfang besonders viel zu tun. Nach den Extraausgaben für Weihnachten merken viele Menschen, dass sie etwa mit dem Zurückzahlen der Kredite nicht mehr zurechtkommen. Menschen, die nicht oder kaum ausgebildet sind, und Menschen mit Migrationshintergrund sind besonders oft betroffen. Für das Ö1-Morgenjournal war Birgit Pointner bei der Schuldnerberatung in Wien.

Morgenjournal, 20.9.2013

Beratung; Erster Schritt aus Debakel

Die Briefe von der Bank, von der Versicherung, vom Inkassobüro oder vom Gericht machen die Menschen oft gleich gar nicht mehr auf. Wer aber hierher in den dritten Bezirk kommt, hat im finanziellen Debakel zumindest einen wichtigen Schritt gemacht, sagt der Leiter der Schuldnerberatung Wien, Alexander Maly. Im Erstgespräch mache man eine Liste, was zuerst bezahlt werden muss.

"Ganz wichtig ist immer die Miete, die Energie, Alimente für Kinder, eventuell Strafen - diese Prioritätenreihung entlastet schon einmal sehr viele. Erst dann schauen wir uns an, was wir mit den restlichen Schulden machen."

Durchschnittlich 65.000 Euro Schulden

Im Durchschnitt sind es 65.000 Euro Schulden, die die Menschen mitbringen. Manchmal ist die Summe sogar noch höher. 60 bis 70 Prozent der Hilfesuchenden haben Migrationshintergrund, die Hälfte ist arbeitslos.

Die Arbeitslosigkeit ist hoch und wird noch steigen.
Man werde das daran merken, dass die Anmeldezahlen gleich bleiben, sagt Maly. "Sie müssten eigentlich zurückgehen, weil wir seit 2008 eine Banken- und Gläubigerszene haben, die wesentlich vorsichtiger geworden ist." Das werde aber von einer steigenden Arbeitslosenzahl kompensiert.

Privatkonkurs oft schwierig

Als Licht am Ende des Tunnels sehen viele den Privatkonkurs. Der ist in Österreich aber schwierig, denn nach einer gewissen Zeit muss man den Gläubigern mindestens 10 Prozent zurückzahlen, sonst wird man nicht entschuldet. "Wir haben große Probleme mit Menschen, die vor sieben Jahren in den Privatkonkurs gegangen sind und jetzt die Mindesterfordernisse nicht zusammenbringen."

Arbeit wartet auch auf alle, die sich heuer neu angemeldet haben. Aber dabei haben sie Hilfe, die noch dazu nichts kostet.