AKH-Reform: Schmerzpatienten leiden
Bei den Protesten der Ärzte steht immer wieder die Schmerztherapie im Mittelpunkt. Denn der Akutjournaldienst, den es seit 20 Jahren am AKH gibt und alle Institute und Abteilungen betreut, wird nun ersatzlos gestrichen. Der Leiter der Abteilung, Hans Georg Kress, ist empört, Patienten mit chronischen Schmerzen müssten nun stundenlang warten, bis sie Hilfe bekommen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 21.1.2014
"Kein Ersatz möglich"
Hans Georg Kress leitet die Abteilung für spezielle Anästhesie und Schmerztherapie am AKH. "Seit 20 Jahren ist das eine Vorzeigeeinrichtung, jetzt wird der Journaldienst meiner 16 Mitarbeiter einfach gestrichen", zeigt er sich fassungslos. Übrig bleibe ein einziger Oberarzt, sagt Kress, und andere Anästhesisten könnten da nicht einspringen, denn die hätten Dienst in den OPs und könnten den in der Regel nicht verlassen, oder hätten Dienst in der Intensivstation, wo sie sich um lebensbedrohlich erkrankte Patienten kümmern müssten. Außerdem seien seine Mitarbeiter hochspezialisiert, nicht jeder könne schwierig zu behandelnde Patienten, denen eine normale Therapie nicht mehr hilft, gut versorgen, sagt Kress. So würden chronische Schmerzpatienten mit implantierten Medikamentenpumpen versorgt, und um diese Pumpen auslesen zu können, brauche man ein Programmiergerät, das nur Mitarbeiter der Schmerzabteilung bedienen könnten.
Patientenanwalt: "Unakzeptabel"
Mittlerweile gibt es Beschwerden bei Patientenanwältin Sigrid Pilz. Patienten schreiben, dass sie mit starken Schmerzen bis zu zehn Stunden auf Betreuung warten mussten, konkret ein Kind mit einem Knochentumor. "Das können wir in keiner Weise akzeptieren", so Pilz. Hier werde am falschen Platz gespart, sagt Pilz. Am AKH gebe es genügend Ärzte, man müsse sie nur richtig einsetzen. Die Volksanwaltschaft hat mittlerweile ein Prüfverfahren eingeleitet. Volksanwalt Günther Kräuter fordert, den Akutschmerz-Journaldienst sofort wieder einzurichten. Später sollte man Alternativen anbieten.
Erfahren habe man von der Einstellung der Dienste übrigens zufällig, beschwert sich Abteilungsleiter Kress - seine Mitarbeiterin konnte die Dienste nicht mehr im bereits gesperrten Computersystem eintragen. MedUni-Rektor Wolfgang Schütz wollte zu diesem Thema kein Interview geben, argumentiert aber: Andere Ärzte sollten die Dienste übernehmen, und die Klinikchefs seien in die Entscheidung eingebunden gewesen.