Davos: Wirtschaft setzt auf Bildung
In die eigene Bildung zu investieren, das zahlt sich angeblich immer aus. Das mag noch stimmen, wenn das Studium vom Steuerzahler finanziert wird. Aber in den meisten Ländern ist ein Universitätsstudium mit hohen Kosten und fast immer mit Schulden verbunden. In den USA hat die Gesamtsumme der Studentenkredite Tausend Milliarden Dollar erreicht. Gleichzeitig gibt es seit einigen Jahren an vielen Unis gratis online-Studien, sogar von Elite-Universitäten. In Davos wurde diskutiert, ob das eine Alternative sein kann.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 23.1.2014
Neuer Trend Online-Studium
Jeder Amerikanische Uni-Absolvent ist im Durchschnitt mit 30.000 Dollar verschuldet. Nachher klappt es oft nicht mit einem passenden Job, 285.000 Absolventen arbeiten zum Mindestlohn, 14% sind arbeitslos. Rein ökonomisch gesehen zahlt sich vor allem für Geisteswissenschaftler ein Studium nicht aus. Doch Angel Gurria, Generalsekretär der OECD, plädiert trotzdem dafür, sich das anzutun: Es zahlt sich aus, tut es, verschuldet euch. Die Arbeitslosigkeit der Absolventen ist gestiegen, aber mit Diplom ist die Gefahr den Job zu verlieren, viel geringer. Und im Laufe des Lebens zahlt es sich auf jeden Fall aus. Die Einkommenslücke zwischen studierten und nichtstudierten Arbeitskräften hat sich seit 2008 verdoppelt.
Seit kurzem gibt es neue Bildungs-Möglichkeiten. Man kann sein ganzes Studium online machen, ohne Uni, ohne Studiengebühr, sagt der Gründer von Codecademy, Zach Sims: Das Uni-Diplom selbst ist ja nicht der heilige Gral, es geht doch um das, was gelernt wird. Wir reden hier einfach nur von verschiedenen Arten, dieselbe Bildung an den Mann zu bringen. Man muss nicht 4 Jahre am Uni Campus verbringen und dafür 200.000 Dollar zahlen, man kann dasselbe Bildungsresultat auch anders erreichen.
Hier widerspricht Gianpiero Petriglieri von der renommierten Uni INSEAD: es gehe eben beim Studium nicht nur um den Inhalt, sondern um die Erfahrung am Campus, das Netzwerk, das man baut, die Selbstsicherheit, die man gewinnt. Das gebe es nur an der Universität. Aber das gelte eben nur dort, wo es eine Universität gibt, sagt Daphne Koller. Sie leitet das Unternehmen Coursera, das Millionen Studenten weltweit ermöglicht, gratis an online Kursen renommierter Universitäten teilzunehmen. Man braucht nur einen Internetzugang, sonst nichts. 40% ihrer Studenten leben in Entwicklungsländern: Indien möchte seine Absolventenrate von 13% auf 30% erhöhen, eine moderne Wirtschaft braucht das. Um das zu erreichen, müssten aber 1500 neue Universitäten gebaut werden. Das ist natürlich unmöglich. Und schon in den existierenden Unis gibt es zu wenig Lehrer, also wer würde dort unterrichten? Online-Kurse sind in solchen Ländern die einzige Möglichkeit, sagt Koller. Und von diesem Modell ist auch Angel Gurria von der OECD begeistert. Denn Bildung ist noch immer der einzige Weg für viele, in ihrer Gesellschaft aufzusteigen. Sean Rush von der Weiterbildungsorganisation JA Worldwide glaubt, dass die online Kurse und andere kreative neue Ideen viele Unis verdrängen werden.
Viele Universitäten werden eingehen oder sich zusammenschließen, weil ihr Businessmodell einfach nicht mehr funktioniert. Natürlich werden die großen Privat-Unis bleiben, die haben genug Geld und Sponsoren. Aber viele der kleineren werden verschwinden. Das sagt ein Mann, dessen vier Kinder alle in den USA auf Privatunis gegangen sind, der Preiszettel dafür betrug 1,2 Millionen Dollar.