Pfandleihen: AK-Initiative gegen Wucherzinsen
Rechtzeitig zu den heute in Westösterreich beginnenden Arbeiterkammer-Wahlen macht die AK jetzt gegen die zum Teil horrenden Zinsen von Pfandleihern mobil. Diese Zinsen müssten begrenzt und transparent gemacht werden, fordert die Arbeiterkammer.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 27.1.2014
Überholter Vertrauensvorschuss
Das gute alte Dorotheum - vor 300 Jahren vom Kaiser gegründet, vor 13 Jahren vom damaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser an den Bauunternehmer Erwin Soravia und Kronenzeitungs-Chef Christoph Dichand verkauft - ist mit seiner Pfandleih-Sparte auf der Höhe der Zeit: Flotte Werbesprüche wie "Mit Vollgas zum Bargeld", wenn es um Auto-Belehnung geht, und SMS-Erinnerungsservice, wenn es Zeit ist, den Pfandschein zu verlängern. Nur wie viel der Kredit effektiv kostet, findet man auch auf der für die Branche vorbildlichen Website nicht. Da sind nur halbmonatige Kosten angegeben. Der Finanzwissenschaftler Werner Doralt hält das für doppelt problematisch: "Wenigen Leuten ist bewusst, dass das Dorotheum in der Zwischenzeit privatisiert ist. Es genießt sicher noch den Ruf aus der Zeit der Verstaatlichung, die Leute haben ein erhöhtes Vertrauen."
Doralt hat sich eines Pensionisten-Ehepaars angenommen, das im guten alten Dorotheum ihren Schmuck versetzt hatte und nach drei Jahren böse erwacht ist: "Die Zinsen für Schmuck-Darlehen sind mit Zinsenzinsen gerechnet im Dorotheum 35 Prozent pro anno." Das mache in dem Fall, der nur aufgrund seiner Intervention kulant gelöst worden sein, mehr als 100 Prozent Zinsen, so Werner Doralt. Der darauf hinweist, dass die Pfandleihe ja nur die Schwachen trifft, die finanziell angeschlagen sind: "Und ausgerechnet diese Bevölkerungsschicht, die wird dort, wirklich wie man sagen muss, ausgebandelt."
AK: "Skandal"
Siegfried Pichler, wahlkämpfender Salzburger AK-Präsident, bläst ins selbe Horn und spricht von Wucherzinsen: "Eine Erhebung bei mehreren Pfandleihhäusern hat ergeben, dass diese Wucherzinsen 90 Prozent und darüber verlangen. Im Mittelalter wäre man dafür irgendwo hingestellt worden. Und das ist ein Skandal."
Die Arbeiterkammer will mehr Transparenz: Pfandleiher sollen den Jahreszinssatz angeben müssen, auch soll es ein Rücktrittsrecht binnen 14 Tagen wie bei Verbraucherkrediten geben. AK-Landeschef Pichler fordert zudem marktübliche Zinsen auch bei Pfandleihern, und das "noch in diesem Jahr", so Pichler: "Die Regierung hat ja gerade bewiesen, wie schnell sie in der Lage ist, Gesetze und Verordnungen zu erlassen, wenn's um Steuererhöhungen geht. Wenn's jetzt um den Schutz der Menschen geht, würde ich mir wünschen, dass das auch so schnell geht."
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